Wenn in Köln kein Dom am Bahnhof steht …

Seit heute (25.09.2023) ist er gedruckt und als E-Book erhältlich: Mein erster Roman „Mittsommer 1301“ 🙂 Vordergründig handelt es sich um einen Krimi, der in der Domstadt Köln spielt. Doch halt! – Im Köln von „Mittsommer 1301“ steht am Hauptbahnhof kein Dom! Denn in der von mir beschriebenen Alternativwelt ist die Christianisierung Europas fehlgeschlagen. Infolge dessen betet die Mehrheit der Einwohner Germaniens zu den Göttern ihrer Ahnen: Odin, Thor, Tyr usw. So auch Ragnar Anderssohn, Kriminalkommissar bei der Polizei von Colonia. Dort verschwinden in letzter Zeit immer wieder junge Touristinnen aus Excan, einem Staat in Südamerika. Zusammen mit Chipahua, einer Kollegin aus Excan wird Ragnar auf diesen Fall angesetzt. Da „Chip“ sich für die Religion der Germanen interessiert, nimmt Ragnar sie zu verschiedenen Ritualen mit und erklärt ihr diese: vom einfachen Morgengebet über die Anrufung der drei Schicksalsnornen bis zum namensgebenden Mittsommerfest.

Damit sich niemand wundert, wieso als Autor „Diethleib Kurtsohn“ angegeben ist: Diethleib ist die altdeutsche Form meines Vornamens. Beim Nachnamen habe ich das – heute noch in Island gebräuchliche „Patronym“ verwendet – das übrigens auch im Buch erklärt wird.

Der aufgeschlossene Leser wird immer wieder feststellen, dass diese Rituale keineswegs „altmodisch“ sind, sondern durchaus in die heutige Zeit passen – und u. a. von den beiden grössten heidnischen Vereinigungen in Deutschland „Verein für Germanisches Heidentum (VfGH)“ und „Eldaring„) praktiziert werden.

Ein zweiter Roman – in dem weitere Feste der Germanen erklärt werden – ist bereits in Arbeit. Was danach kommt? Nun, das wissen die Götter 😉

Detlef

Diethleib Kurtsohn: Mittsommer 1301
ISBN 978-3-7412-8934-7
268 Seiten, 12,00 €

www.mittsommer1301.de

Zum Dinner eine Leiche

Es waren blutige Tage in der Eifel, denn vom 13. bis 21. September fand wieder das Krimi-Festival „Tatort Eifel“ statt. Zahlreiche Autoren lasen aus ihren Büchern oder stellten ihre neuen Werke vor – so auch Martina Kempff. Für die Premierenlesung des neunten Kehr-Krimis hatte sie das Vulkan-Hotel in Steffeln gewählt, wo das Küchenteam um Hotelchefin Martina Berg Rezepte aus „Messer, Gabel, Kehr und Mord“ nachkochte. Das Menü im Detail:

Tagesmenue

Backfrisches Brot
***
Vorspeisenteller mit Forellenstrudel
Pfifferlingcappuccino mit Thymianschaum und Cemüsechips
***
Lammeintopf á la Kehr
***
Tiroler Kaiserschmarrn
Mit eiskalter Attacke serviert

Zwischen den einzelnen Gängen las Martina Auszüge aus ihrem neuen Krimi „Messer, Gabel, Kehr und Mord“ : Das Team der „Einkehr“ feiert, dass Katja jetzt schon zehn Jahre auf der Kehr lebt, als – quasi vor ihren Augen – aus einem Auto eine in einen Teppich eingewickelte Frau geworfen wird … Während Katja & Co. noch ungläubig auf das „Paket“ starren, hält ein zweites Auto und sammelt den Teppich mitsamt „Inhalt“ wieder ein …

Dieser mysteriöse Vorfall bildet den Auftakt zu Ermittlungen, die den belgischen Polizisten Marcel Langer und Katja quer durch Ostbelgien bis nach Ouren an der luxemburgischen Grenze führen. Und natürlich begibt sich Katja mit ihrer vorwitzigen Art wieder einmal in Gefahr und wird – natürlich nicht freiwillig – buchstäblich zum „Häschen in der Grube“.

Nach dem Ende des Dinners gab es natürlich die Möglichkeit, Bücher von Martina zu erwerben und signieren zu lassen oder einfach nur mit der Autorin zu fachsimpeln.

Am nächsten Morgen trafen wir uns dann mit Martina und ihrem Mann zum Frühstück, bevor es nach Hause ging – bis zum 28. Dezember, wenn in Cochem die schon traditionelle Jahresabschluss-Lesung stattfindet.

Zur Premiere von „Messer, Gabel, Kehr und Mord“ war auch ein Team des Privatsenders OK-TV vor Ort und nahm die Autorin ins Verhör:

Detlef

Abkehr

2009 erschien mit „Einkehr zum tödlichen Frieden“ der erste Krimi um die ehemalige Moderedakteurin Katja Klein, die es in das Eifeldorf Kehr verschlägt, wo sie prompt in einen Mordfall verwickelt wird …

Damals hat die Autorin, Martina Kempff, wohl nicht im Traum daran gedacht, dass Katja und ihr Freund, der belgische Polizist Marcel Langer, künftig fast jedes Jahr einen neuen Fall lösen würden – sehr zur Freude einer wachsenden Fangemeinde.

Meine persönliche Geschichte mit Katja und Marcel begann 2010 mit dem zweiten Roman „Pendelverkehr“,den ich als Reiselektüre für eine Bahnfahrt nach Berlin kaufte – und der mich sofort begeisterte..

2014 lernten wir die Autorin  auf einer Lesung in Königswinter persönlich kennen. Mittlerweile gehört die Jahresendlesung von Martina Kempff am 28. Dezember in Cochem für uns zum festen Programm. Letztes Jahr diskutierten wir weit nach Mitternacht über die Umbenennung der „Deutschsprachigen Gemeinschaft“ Belgiens in „Ostbelgien“. Daraus ergab sich die Frage, was wäre, wenn die deutschsprachigen Belgier sich von Brüssel lossagen würden, was mich zu der – nicht immer ganz ernst gemeinten – Kurzgeschichte „Abkehr“ inspirierte.

Dass Martina die Idee im gerade erschienenen neunten Band hat einfliessen lassen, freut mich natürlich besonders („Messer, Gabel, Kehr und Mord“, sechstes Kapitel).


Samstag, 8. Juni 2019. 02:18 Uhr
Erschöpft schliesst Katja die Tür der „Einkehr“ ab, hakt sich bei Marcel unter. Gemeinsam überqueren sie die B 265 und werden auf belgischer Seite von einem freudig bellenden Linus begrüsst, der seine Streicheleinheiten einfordert. Beleidigt trollt er sich, als Katja müde abwinkt. In ihrem Haus angekommen, zieht Katja nur ihre Schuhe aus, legt sich auf das bequeme Sofa im Wohnzimmer und ist innerhalb einer Minute eingeschlafen.

Marcel legt sich zu ihr, deckt sie beide mit der einer Decke zu und bedenkt die Frau neben ihm mit einem gleichermassen verliebten wie verständnisvollen Blick: Die Reisegruppe, die am Mittag ankam und bis weit nach Mitternacht in der „Einkehr“ feierte, hatte Katja und die gesamte Küchenmannschaft nicht nur in logistischer Hinsicht an die Grenze ihrer Kapazitäten gebracht. Es handelte sich um Mitglieder der „Schottischen Unabhängigkeitspartei“ (SIP), die sich erst kurz nach der „Brexit“-Entscheidung gegründet hatte, mit dem Ziel, sich von Grossbritannien loszusagen. Mit ihrer Reise quer durch Europa wollten sie das Netzwerk nationalistischer und separatistischer Bewegungen stärken. Nachdem sie gestern Vertreter des „Vlaams Belang“ getroffen hatten, war für morgen ein Gespräch mit der Führungsriege der Partei „Freies Ost-Belgien“ geplant. Oberstes Ziel der erst wenige Wochen nach dem geplanten Austritt Grossbritanniens aus der EU Ende März 2019 gegründeten FOB war die Unabhängigkeit der „Deutschsprachigen Gemeinschaft“  (DG) vom Königreich Belgien.

Bei den Wahlen zum Parlament der DG am 19. Mai brachte es die FOB allerdings nur auf gerade einmal 0,51 Prozent aller abgegebenen Stimmen. Der Vorsitzende der Partei, Lucien Muehlen sprach daraufhin von Wahlbetrug der etablierten Parteien und kündigte an, man werde „mit allen notwendigen und verfügbaren Mitteln“ dagegen vorgehen und auf die Unabhängigkeit Ost-Belgiens hinarbeiten.

Mit jeder Runde Bier wurden die Gemüter der Schotten hitziger, die Sprüche niveauloser. Katja war froh, dass David in der Küche nicht mitbekam, wie ihre „Gäste“ über die Vereinigten Staaten herzogen. Als dann bei der Abrechnung die brandneue, teure Computerkasse das Komma um eine Stelle nach rechts versetzte und so aus 50,00 Euro 500 machte, wurden die mittlerweile stark alkoholisierten Gäste ausfallend und Katja hatte Angst, die Schotten würden das Restaurant auseinandernehmen. Vermutlich hatte nur die Anwesenheit Marcels – wie so oft verbotenerweise in belgischer Polizeiuniform – Schlimmeres verhindert. Als die Gruppe um kurz vor zwei Uhr in der Nacht johlend und grölend abreiste, schwor Katja sich, nie wieder eine schottische Reisegruppe in der „Einkehr“ aufzunehmen …

Samstag, 8. Juni 2019, 04:37 Uhr
Katja schreckt hoch, aufgeweckt von Böllerschüssen und lauten „Hurra! Wir sind frei!“-Rufen. Durch das Wohnzimmerfenster sind explodierende Feuerwerkskörper zu sehen. Nun schlägt auch Marcel die Augen auf, braucht einen Moment, um sich zu orientieren und sieht dann seine Freundin an. Die zuckt mit den Schultern: „Keine Ahnung …“. Marcel erhebt sich, richtet seine vom Liegen zerknautschte Uniform notdürftig und geht nach draussen. Gejohle schlägt ihm entgegen, als er die Haustür öffnet.

Eine Menschentraube hat sich auf der belgischen Seite der Bundesstrasse 265 gebildet, die an der Grenze zwischen Deutschland und dem Königreich entlangführt. Viele schwenken die Fahne OstBelgiens, doch auch die der FOB ist zu sehen. Marcel erkennt zahlreiche Bürger aus dem belgischen Teil der Kehr sowie benachbarter Orte, darunter auch Hannes Definck, seines Zeichens Leiter der Verwinkelter Ortsgruppe der FOB. Er mochte den Mann nicht besonders, der in der Vergangenheit öfter durch rechtsradikale Ansichten aufgefallen war. Als Definck den Polizisten sieht, kommt er grinsend auf ihn zu, schlägt ihm jovial auf die Schulter und meint mehrdeutig „Ja, Brigadier Langer, da werden Sie wohl demnächst einen neuen obersten Dienstherren haben …“. „Wieso, was ist denn los? Was soll der Lärm?“ fragt Katja verschlafen, die zwischenzeitlich ebenfalls aufgestanden war und nun neben Marcel steht. „Was los ist?“ johlt Definck „Der Wahlbetrug ist aufgeflogen. Wahrscheinlich war die Software der Computer manipuliert, die die abgegebenen Stimmen erfassen sollten. Von wegen 0,51 Prozent!“ meint der Ortsgruppenleiter mit verächtlicher Miene: „Setzen Sie das Komma mal zwei Stellen nach rechts, dann passt es!“ fährt er höhnisch lachend fort.

„Was? Soll das heissen, die FOB hat …“ setzt Katja verdattert an, wird jedoch von Hannes unter-brochen: „Genau das heisst es – EINUNDFÜNFZIG Prozent. EINUNDFÜNFZIG! Einundfünfzig Prozent!“ Definck wird nicht müde, die Zahl zu wiederholen. „Um ganz genau zu sein: 51,8! Das bedeutet, wir haben die absolute Mehrheit! Als das feststand, hat Lucien das alte Parlament sofort auflösen lassen. Nachdem er von allen FOB-Abgeordneten einstimmig zum neuen Ministerpräsidenten der DG gewählt wurde, war seine erste Amtshandlung, Brüssel gegenüber die Unabhängigkeit der deutschsprachigen Gemeinschaft vom Königreich zu erklären. Sie sehen, wir haben Wort gehalten!“ strahlt Definck die Beiden an. „Muehlen wurde anschliessend zum provisorischen Präsidenten derFreien  Republik Ost-Belgien gewählt. Natürlich haben die Abgeordneten von ProDG und CSP geheult wie getretene Schlosshunde“ erzählt Definck mit Häme in der Stimme. „Aber das Volk hat entschieden einundfünfzig Komma acht Prozent! Weg von Brüssel! Es lebe die Freie Republik Ost-Belgien!“ skandiert er, unterstützt von Parteigenossen, die sich zwischenzeitlich um ihn geschart haben.

„Schön und gut, aber dauert der Krach hier noch lange? Ich bin hundemüde und will schlafen“, gähnt Katja. „Aber … aber Frau Klein“ stottert Definck leicht fassungslos. „Diesen historischen Moment wollen Sie VERSCHLAFEN?“ Um dann leicht gehässig nachzusetzen „Aber ich vergass – Sie sind ja Deutsche … Na dann: Gute Nacht!“ Damit verschwindet er mit seinen Parteikameraden wieder in der jubelnden Menge.

Keine fünf Minuten später liegt Katja wieder tief und fest schlafend auf der Couch. Marcel hat die
Jalousien heruntergelassen, so dass der Lärm von draussen nur gedämpft ins Haus dringt.

—oOo—

„Schiet nog een kier! Was ist DAS denn schon wieder!?“ Marcel sitzt kerzengerade im Bett. Draussen werden militärische Befehle laut auf deutsch erteilt, das kreischende Geräusch, wenn Metall auf Metall schrammelt wechselt sich mit dumpfen Lauten und Quietschen ab, so wie wenn Metall über Asphalt oder Beton schleift.

Während Marcel noch sein hellblaues Diensthemd zuknöpft, hastet er zur Tür, öffnet sie und – glaubt seinen Augen nicht zu trauen! Entlang der Westseite der B265, also dort, wo Belgien beginnt, sind Angehörige der deutschen Bundespolizei dabei, einen Gitterzaun aus Fertigteilen zu errichten. „Djü! Was macht ihr denn da?“ ruft er fassunglos, während er auf die Strasse zugeht. Ein hochgewachsener, breitschultriger Polizist wendet sich ihm zu: „Guten Morgen Kollege. Ich bin Polizeiobermeister Kayser – Kayser mit a und y“ fügt er mit dem Anflug eines Lächelns hinzu. „Was wir hier machen? Grenzsicherung! Nachdem ihr euch vom Königreich Belgien losgesagt habt, gelten natürlich auch die Abkommen und Verträge, die Brüssel geschlossen hat, nicht mehr für euch. Ihr seid also im Moment nicht Mitglied der Europäischen Union und auch das Schengen-Abkommen gilt nicht für die Republik Ost-Belgien. Und da das so ist, hat unser grosser Manitu, Seehofers Horst, beschlossen: „Die Grenze muss gesichert werden!“ Er grüsst die mittlerweile hinzugekommene Katja mit einem Kopfnicken und schliesst dann mit Sarkasmus in der Stimme: „Und wer darfs richten? Natürlich wir von der Bundespolizei. Werden zu nächtlicher Stunde aus den Betten gejagt
um hier am – Verzeihung – Arsch der Welt Deutschlands Freiheit gegen das mächtige Ost-Belgien zu sichern …“ klagt Herr Kayser mit deutlich vernehmbarem Sarkasmus.

„Also, schlafen kann ich jetzt eh nicht mehr“ meint Katja. „Da kann ich genauso gut die Küche in der „Einkehr“ vorbereiten. Herr Kayser mit a und y – lassen Sie uns doch bitte mal da durch“ sagt sie fröstelnd und rüttelt demonstrativ an zwei miteinander verbundenen Elementen des Gitterzauns. „Äh, wie jetzt? Nee, Madame, das geht natürlich nicht. Was meinen Sie denn, wofür wir hier den Zaun aufbauen? Wenn Sie nach Deutschland einreisen wollen, müssen Sie das schon an einem offiziellen Grenzübergang machen. Der nächste ist meines Wissens in Hartenbach geplant.“

„Wie bitte?“ fährt Katja den Bundepolizisten ungläubig an. „Das ist doch nicht ihr Ernst?“ „Nee, unser Horst, Madame. Oder eigentlich ihr Lucien und …“ „Das ist nicht MEIN Lucien, zum Donnerwetter. Der und seine FOB können mich kreuzweise! Ausserdem bin ich Deutsche, die …“ „sich derzeit auf dem Gebiet Ost-Belgiens befindet.“ unterbricht der Polizist. „Sie können natürlich gerne jederzeit wieder in die BRD einreisen – an einem offiziellen Grenzübergang.“ ergänzt er. „Und wie bitte soll ich dahin kommen?“ fragt Katja mit hochrotem Kopf. „Na, ich denke, ihr Eifeler habt alle ein Auto …“ wirft der deutsche Grenzschützer ein. „Oh ja, das habe ich. Natürlich!“ Katjas Augen funkeln gefährlich „Und wissen Sie, wo das steht? Dort drüben! Vor dem Restaurant! Auf DEUTSCHEM Boden!“. „Das hat aber belgische Nummernschilder“ entgegnet Polizeiobermeister Kayser. „Plaquen“ verbessert ihn Marcel, worauf der Deutsche ihn irritiert ansieht: „Was?“ „Plaquen“ wiederholt Marcel gereizt. „Bitte was?“ hakt der Grenzschützer nach. „Vergessen Sie’s“ meint Katja. „Selbst wenn der Wagen HIER vor dem Haus stehen würde. Wie sollen wir denn nach Hartenbach kommen?“ „Auf der Strasse natürlich!“ ruft Herr Kayser laut und fröhlich wie ein Kind, das eine schwierige Mathematik-Aufgabe richtig gelöst hat. „Hier auf der B …“ er verstummt. „Ach nee, das geht ja nicht, die liegt ja in Deutschland …“ „Blitzmerker!“ antwortet Katja und verschränkt die Arme vor der Brust. “Scheisse, war machen wir denn da jetzt?“ denkt der Deutsche laut nach und gibt sich dann einen Ruck. „Also gut, ich lasse sie jetzt AUSNAHMSWEISE hier einreisen. Ich muss aber ihren Personalausweis sehen, damit ich weiss, dass sie auch wirklich Bürgerin der BRD sind.“. Katjas Miene, die sich gerade etwas aufgehellt hatte, verfinstert sich wieder „Mist, der liegt auch im Auto …“

„Na gut, dann zeigen Sie ihn mir hinterher, in Ihrem Restaurant. Gibt’s da auch nen guten Kaffee?“ „Aber natürlich, Herr Kayser, ich mach Ihnen den besten und stärksten auf der ganzen Kehr!“ Damit schlüpft Katja durch die eben geschaffene Lücke im Zaun. Marcel will ihr folgen, wird jedoch vom deutschen Polizeiobermeister zurückgewiesen „Stop, Herr Kollege. Das geht jetzt aber wirklich nicht. Sie können nicht in Uniform nach Deutschland einreisen, Sie haben hier schliesslich keinerlei Amtsbefugnisse.“ Marcels Kehle entringt sich ein tiefer Seufzer – „Das kann ja noch heiter werden“ denkt er.

Dienstag, 11. Juni 2019, 10:29 Uhr
Erwartungsvoll blicken Marcel und seine Kollegen auf den Bildschirm, der in dem Aufenthaltsraum der Polizeidienststelle St. Vith aufgestellt ist und das ihnen allen bekannte Logo der belgischen Polizei zeigt – allerdings ergänzt durch den Schriftzug „Freie Republik Ost-Belgien“, Für halb elf hatte der Chef der Polizeizone Eifel eine wichtige Verlautbarung angekündigt und so haben sich alle Polizisten, die nicht gerade im Aussendienst sind, in der Dienststelle in der Aachener Strasse versammelt.

Der Bildschirm flackert und ein Gesicht erscheint. Allerdings nicht das ihres Vorgesetzten, sondern das von. Franck Meester von der Dienststelle Burg Reuland. Einige Polizisten stöhnen auf, als sie Meesters erblicken. Der Mann ist unter den Kollegen in etwa so beliebt wie ein Beinbruch. Dass er glühender Anhänger der FOB war, machte ihn nicht sympathischer.

Nun räuspert sich der Mann im Monitor, und zeigt sein Haifischgrinsen. „Liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich darf Ihnen mitteilen, dass Präsident Muehlen mich mit sofortiger Wirkung zum Chef der Polizei der Republik Ost-Belgien ernannt hat.“ Ein ungläubiges Raunen geht durch die Menge, doch Meester fährt unbeirrt fort. „Diese umfasst alle Einheiten der Polizeizone Eifel, die auf dem Gebiet unserer Republik liegen. Dem bisherigen Chef der Eifelzone dankte Präsident Muehlen ausdrücklich für seine geleisteten Dienste. Er wird nach sich nach einem wohlverdienten Erholungsurlaub neuen Aufgaben widmen …“ Nun trieft Meesters Stimme geradezu vor Ironie “… als Kontakt-Beamter!“ Unmutsäusserungen sind zu hören – eine derart demütigende Degradierung war beispiellos in der Geschichte der belgischen Polizei und konnte wohl nur damit erklärt werden, dass der solcherart Geschasste ein persönlicher Intimfeind des neuen Präsidenten war. Ungerührt von der Empörung seiner Kollegen redet Meester weiter: „Bis unsere Republik eine funktionierende Zollbehörde aufgebaut hat, werden Einheiten der Polizei die Aufgabe der Grenzsicherung übernehmen. Sie erhalten in den nächsten Tagen entsprechende Einsatzpläne. Es lebe die Freie Republik Ost-Belgien!“

Damit wurde der Bildschirm schwarz. Die im Raum befindlichen Frauen und Männer sind still geworden, sehen sich ungläubig an. Marcel hat das Gefühl, im falschen Film zu sein. „Das darf doch nicht wahr sein …“ murmelt eine Kollegien fassungslos.

Samstag, 15. Juni 2019, 14:32 Uhr
Es giesst in Strömen, als Katja in ihrem Geländewagen den Parkplatz des Grenzland-Marktes in Büllingen verlässt. Sie ist in Eile, denn ihr Wocheneinkauf für das Restaurant hatte länger gedauert als geplant. Obwohl sämtliche Kassen des Marktes geöffnet hatten, waren die Schlangen davor immer länger geworden. Seit der ostbelgische Finanzminister einen einheitlichen Mehrwertsteuersatz von 9,5% auf alle Nahrungsmittel festgesetzt hatte, waren die meisten Artikel viel billiger als in Deutschland. In Folge kamen die Leute bis aus dem Bergischen Land und packten sich den Kofferraum voller Lebensmittel, um dann über die „Grüne  Grenze“ zurück zu fahren. Selbst eine bekannte Krimi-Autorin, die einige Jahre auf der Kehr gelebt hat, soll gesichtet worden sein, wie sie grössere Mengen hochwertiger Whiskies und zahlreiche Stangen Zigaretten in den Kofferraum ihres brandneuen Jaguar XF Sportbrake verlud …

Das provisorische Zollhäuschen der Freien Republik Ost-Belgien war verlassen. Der Beamte, der dort stehen sollte, hatte sich vor dem ungemütlichen Wetter in den Markt geflüchtet und wärmte sich bei einem Kaffee auf. Nicht so der deutsche Zöllner. Er kommt aus seinem Containerhäuschen heraus,durch Dienstmütze und Regenmantel vor dem prasselnden Regen geschützt und bedeutet Katja, anzuhalten. „Guten Tag. Haben Sie etwas zu verzollen?“. Katja schaut ihn einen Moment lang ratlos an und unterstreicht mit einem Kopfschütteln ihr „Äh, nee. Nicht dass ich wüsste …“.

Sie will bereits wieder den Gang einlegen, als der Zöllner sie auffordert „Dann öffnen Sie doch bitte mal den Kofferraum!“. „Bei DEM Regen? Das ist nicht Ihr Ernst, oder?“ fragt sie. Als Antwort versteinert sich die Miene des Beamten: „Fahren Sie hier rechts ran und stellen den Motor ab! Öffnen Sie die Heckklappe und entfernen Sie die Abdeckung!“ herrscht der Beamte sie an. Mit einem wütenden Blick kommt Katja den Aufforderungen nach. Bereits als sie die Heckklappe öffnet, ist Katja patschnass und stellt erschrocken fest, dass sich durch das nasse T-Shirt nicht nur der BH, sondern auch ihre Brustwarzen deutlich abzeichnen …

„Soso, Sie haben also nichts zu verzollen?“ fragt der Zöllner mit leicht spöttischem Unterton, zeigt auf den randvoll mit Lebensmitteln gefüllten Kofferraum. „Und das da – was ist das?“. „Das? Das … das sind meine üblichen Wocheneinkäufe für mein Restaurant, die …“ antwortet Katja unsicher, wird aber von dem deutschen Beamten rüde unterbrochen “… die die zulässigen Freimengen um ein vielfaches überschreiten! Einmal abgesehen davon, dass diese Freimengen nur für den privaten Eigengebrauch gelten und nicht für gewerbliche Zwecke. Da sie die Waren jedoch laut eigener Aussage zur Weiterverarbeitung in Ihrem Restaurant erworben haben, liegt ein solcher Zweck eindeutig vor. Was Sie hier machen, erfüllt den Tatbestand des gewerblichen Schmuggelns! Das wird teuer, sehr teuer, Frau … “ er sieht auf die Papiere, die ihm Katja zwischenzeitlich ausgehändigt hatte „… Klein. Das kann im Wiederholungsfall mit Haftstrafe geahndet werden. Und jetzt rufe ich die Kollegen in Aachen an. Die sollen rauskommen und sich den Inhalt Ihres Kofferraums ansehen. Der Wagen ist vorläufig beschlagnahmt. Den Schlüssel und die Wagenpapiere bitte!“. verlangt der Beamte und unterstreicht seine Forderung mit einer entsprechenden Handbewegung. Katja ahnt, dass die „Einkehr“ heute wohl nicht pünktlich öffnen würde …

Freitag, 21. Juni 2019
„Du hast Post.“ begrüsst Marcel seine Freundin, als sie zur Haustür hereinkommt „Was denn diesmal?“ fragt Katja mit belegter Stimme. Erst gestern war ein Schreiben des Aachener Hauptzollamts angekommen, in dem Katja mitgeteilt wurde, dass man ihren „Fall“ an die Staatsanwaltschaft Aachen zur weiteren Verfolgung weitergeleitet habe. Entsprechend schlecht ist Katjas Laune.

„Nimm einen Kaffee und sei tapfer“ . Marcel geht zur Kaffeemaschine und füllt einen Pott mit der dampfenden Flüssigkeit, den er seiner Freundin zusammen mit einem Briefumschlag gibt, der das Emblem der Freien Republik Ost-Belgiens trägt sowie den Aufdruck „Ausländerbehörde“. Katja stellt den Kaffee beiseite, reisst den Umschlag auf, fingert das Schreiben heraus und überfliegt den Brief. Stöhnend lässt sie sich auf einen der Küchenstühle nieder.

„Was ist?“ fragt Marcel besorgt. „Die sind ja total gaga“ stöhnt Katja. „Man teilt mir mit, dass ich im Einwohner-Register als Ausländerin geführt werde. Als solche darf ich  in der Freien Republik  Ostbelgien keinen Immobilienbesitz haben. Ich soll nun innerhalb von zehn Tagen nachweisen, dass ich doch Bürgerin der Freien Republik Ost-Belgien  bin,“ fährt sie fort, wobei sie das Wort „Ost-Belgien“ betont, „Wenn nicht, fällt das Haus an den Staat und ich erhalte eine Entschädigung in Höhe des ortsüblichen Preises! Alternativ kann ich einen Antrag auf Einbürgerung stellen oder eine jährlich zu erneuernde Aufenthaltsgenehmigung – unter Angabe meiner Einkommens- und Vermögensverhältnisse- damit ich auch ja nicht irgendwann dem Staat zur Last falle …“.

Mit einer heftigen Bewegung zerreisst Katja das Schreiben und schmeisst es auf den Boden „Das ist ja Kleinstaaterei wie im Mittelalter!“ resümiert sie wütend und haut mit den Fäusten auf die Stuhllehnen. „Der Herr Präsident Muehlen und seine FOB können mich mal am A… lecken!“ setzt sie in einer Mischung aus Wut und Verzweiflung nach.

„Na ja“ meint Marcel zögerlich und kommt langsam auf Katja zu. „Das mit der Aufenthaltsgenehmigung kann man auch anders machen.“ Katja schaut ihn irritiert an „Aha. Und wie?“ „Ausländische Ehepartner ostbelgischer Staatsbürger“ beginnt Marcel, macht dann eine Pause, bevor er weiterspricht „bekommen automatisch eine Aufenthaltsgenehmigung …“. „Ja und?“ fragt Katja. Mittlerweile steht Marcel vor Katja, ergreift plötzlich ihre Hände und geht vor seiner Freundin auf die Knie. „Was, was …?“ stammelt sie, während Marcel den Blickkontakt zu ihr sucht. Als ihre Augen sich gefunden haben, fragt Marcel mit leiser Stimme „Katja, willst du meine Frau werden?“

Nur das Tick-Tack der alten Wanduhr ist zu hören. Katja schaut Marcel ungläubig an. „Ob … ob ich …“  stammelt sie unsicher „deine … Frau? …“ „Willst du?“ wiederholt Marcel mit ängstlichem Blick. „Ich … nein, äh ja, das heisst, keine Ahnung. Ich weiss nicht, was ich sagen soll …“. „Wie wäre es, wenn du einfach ‘ja’ sagst?“ fragt Marcel und versucht ein Lächeln. „Ich …“ beginnt Katja wieder, „Ich …“.

In dem Moment fliegt die Haustür auf und Gudrun stürmt herein. „Schnell, Marcel, Katja! Kommt schnell! David wird gerade in der ‘Einkehr’ zusammengeschlagen!“ Marcel springt auf und greift nach dem Gürtel mit seiner Dienstwaffe. „Ist der Kayser mit ah ypsilon denn nicht da?“ fragt er, während er zur Tür hinaus rennt. „Nein“ heult Gudrun, „der ist schon im Wochenende!“. „Was ist denn überhaupt passiert?“ hakt Katja nach, die nun ebenfalls aufgesprungen ist. Als sie aus dem Haus kommen, fährt ein altersschwacher VW Golf mit quietschenden Reifen und aufheulendem Motor vom Parkplatz auf die Bundesstrasse Richtung Prüm.

Als die beiden Frauen das Restaurant erreichen, ist Marcel bereits dabei, David zu verarzten, der eine Platzwunde an der Stirn hat und kräftig aus der Nase blutet. Gudrun schlägt bei diesem Anblick die Hände vor den Mund „Mein Gott, David! Was haben die mit dir gemacht? Drei gegen einen, wie unfair! heult sie auf. „Schon OK“, meint der Amerikaner und versucht ein Lächeln, „denen habe ich auch ordentlich eingeschenkt …“. „Was ist denn geschehen?“ fragt Katja, noch immer verdattert.

„Ach, das waren so n paar Glatzköpfe, Neonazis, die am liebsten Ost-Belgien wieder ‘heim ins Reich’ holen würden Da Gudrun gerade für kleine Mädchen war, habe ich denen das Bier an den Tisch gebracht“ berichtet David. „Dabei haben sie wohl an meinem Akzent gehört, dass ich Amerikaner bin und fingen an, zu pöbeln, von wegen, wir Amis wären Massenmörder, siehe Korea, Vietnam und natürlich auch Dresden..“

Irgendwann wurde mir das zu blöd und ich habe die Drei aufgefordert, das Restaurant zu verlassen. Daraufhin sprang die erste Glatze auf, brüllte, als anständiger DEUTSCHER würde er sich nicht  von einem SCHEISSAMI aus einem DEUTSCHEN Restaurant schmeissen lassen und griff mich an. Die beiden Anderen taten es ihm gleich. Die haben ordentlich Dresche bezogen, – konnten ja nicht ahnen, dass ich das  Einzelkämpfer-Abzeichen habe. Und als Marcel reingestürmt kam, haben die Buben wohl Schiss gekriegt. Einer hat mit nem Stuhl nach Marcel geschmissen und dann haben sie die Gelegenheit genutzt und sind abgehauen.“ grinst David und offenbart dabei eine frisch entstandene Zahnlücke.

„Oh Gott!“ stöhnt Katja. „Ost-Belgien wird immer mehr zum Albtraum …“

Donnerstag, 27. Juni 2019, 06:47
„Da kommen sie!“ flüstert Marcel seinem Kollegen zu. „Na endlich!“ gibt dieser ebenso leise zurück. Seit drei Tagen liegen die beiden Polizisten in den frühen Morgenstunden im Wäldchen zwischen der belgischen N626 und der deutschen B265 auf der Lauer. Eine Pilzesammlerin aus dem belgischen Lanzerath hatte die Polizei informiert, dass sie im Wald nördlich des Ortes frühmorgens mehrmals zwei Personen mit grossen  Rucksäcken gesehen hätte. Beim Anblick der Frau seien sie jedes Mal davongelaufen.

Der frischgebackene neue Polizeipräsident mutmasste, dass es sich um Schmuggler handelte und schickte Marcel und seinen Kollegen Edy Cramer auf nächtliche Patrouille im Lanzerather Wald. „Denken Sie an wetterfeste Kleidung“ hatte Franck Meester ihnen mit seinem Haifischgrinsen mit auf den Weg gegeben, „es ist Regen angesagt!“. Die „Faust in der Tasche“ bedankten sich beide Polizisten bei ihrem Vorgesetzten. Ihnen war klar, dass dieses Kommando Meesters Rache dafür war, dass sie aus ihrer Antipathie gegenüber Lucien Muehlen und seiner FOB keinen Hehl machten …

„Lassen wir sie an uns vorbeiziehen und dann packen wir sie von hinten.“ raunt Marcel Edy zu, der zur Bestätigung nickt. Während die beiden schemenhaften Gestalten sich langsam aus dem Morgennebel schälen, pressen sich die beiden Polizisten näher an den Erdhügel, hinter dem sie Stellung bezogen hatten. „Jetzt!“ zischt Marcel. „Stehenbleiben, Polizei!“ ruft Edy, während sie aus ihrer Deckung aufspringen und auf die beiden Gestalten zukommen. Diese drehen sich erschrocken um, erblicken die Polizisten, die mit gezogener Waffe auf sie zurennen und – geben Fersengeld! So schnell sie können, laufen die Ertappten zunächst weiter den Waldweg entlang, schlagen sich dann aber – der eine rechts, der andere links – ins Gehölz. „Geh du nach links!“ ruft Marcel seinem Kollegen zu, während er selber nach rechts einbiegt. Äste schlagen ihm ins Gesicht, der Boden ist von Baumwurzeln durchzogen und vom Regen matschig. Hinter sich hört Marcel einen Schmerzensschrei: Edy ist gestürzt und hat sich – wie sich später herausstellen wird – den rechten Fuss gebrochen.

Marcel ringt nach Luft, seine Lungen scheinen zu platzen, er war eindeutig nicht mehr in dem Alter für solche filmreifen Verfolgungsjagden. Die Gestalt, der er nachsetzte, entfernte sich immer weiter von ihm. „Stop!“ hechelt er kurzatmig. „Poli … zei! Stehen bleiben – oder – ich schie …“. Bevor Marcel den Satz beenden kann, rutscht der Verfolgte auf einer nassen Baumwurzel aus, gerät ins Straucheln, versucht vergeblich, das Gleichgewicht zu halten und fällt der Länge hin. Im Nu ist Marcel vor Ort, packt die Gestalt an der Schulter, dreht sie auf den Rücken und – blickt in ein ihm durchaus bekanntes Gesicht! „Pia – Godverdamme! Was machst du denn hier? Ich denke, du studierst in Köln! Los, steh auf!“ herrscht er das Mädchen an. „Tu ich ja auch“ antwortet sie, während sie sich Matsch aus dem Gesicht wischt und auf die Beine kommt. „Aber Studieren in Köln ist nicht gerade billig“ verteidigt sie sich. „Und da wolltest du dir mit ein bisschen Schmuggeln was nebenbei verdienen, ja?!“ Pia nickt schuldbewusst. „Was denn eigentlich?“ hakt Marcel nach und öffnet den Rucksack, den das Mädchen beim Sturz verloren hat.

„Djü … Das … das glaub’ ich jetzt nicht!“ stöhnt der Polizist, greift in den Rucksack und hält Pia eine Handvoll Textilien vor das Gesicht. „DAS schmuggelt ihr?“ fragt er fassungslos. „Ja!“ antwortet das Mädchen trotzig. „Dessous! Spitzenhöschen und Tittentüten. Keine Ahnung, warum die bei euch in Ost-Belgien plötzlich so beliebt  sind. Ist aber so. Die Und da hatte Mario, ein Kommilitone, der aus Bütgenbach kommt, die Idee, man könnte doch …“ “… Unterwäsche schmuggeln“ vollendet Marcel den Satz und schüttelt den Kopf. „Ich glaub’, ich bin im falschen Film …“

Sonntag, 30 Juni 2019, 02:18 Uhr
Erschöpft schliesst Katja die Tür ihres Restaurants ab. Am frühen Abend war die Gruppe schottischer Nationalisten auf ihrem Rückweg buchstäblich in das Restaurant eingefallen und hatte zusammen mit Lucien Muehlen und zahlreichen FOB-Mitgliedern die Unabhängigkeit Ostbelgiens gefeiert, Im weiteren Verlauf gesellten sich noch etliche Aktivisten des „Vlaams Belang“ sowie der AfD hinzu, was dem Niveau der lauthals krakelten Äusserungen nicht gerade zuträglich war …

Zuhause angekommen hat Katja nicht mehr die Kraft, sich auszuziehen. Sie sinkt auf die Couch im Wohnzimmer und ist innerhalb kürzester Zeit eingeschlafen. Marcel legt sich daneben und deckt sie beide zu.

Samstag, 8. Juni 2019, 04:36 Uhr
Mit einem lauten Schrei fährt Katja hoch, sitzt zitternd aufrecht. „Djü“ murmelt Marcel verschlafen „Was ist denn passiert?“ „Ich habe einen scheiss Albtraum gehabt …“ beginnt Katja, während sie sich an ihn klammert. „Ich hab geträumt, Muehlen und seine FOB hätten die Wahl haushoch gewonnen, Ostbelgien hätte sich vom Königreich abgekehrt und für unabhängig erklärt. Wir waren plötzlich isoliert, weil nicht mehr in der EU. jedes Mal, wenn ich rüber in die Einkehr wollte, musste ich meinen Pass zeigen, weil, die Grenze … und die Leute haben erst noch gefeiert und Feuerwerk abgebrannt und …“

Marcel löst Katjas Umklammerung, nimmt sie in den Arm und legt ihr einen Zeigefinger auf den Mund. „Pssst. Das reicht jetzt. Genug Horror für heute. Die Schotten haben uns wohl alle geschafft. Aber Muehlen und seine Kumpane – das sind nur einige wenige Spinner. Die und die Wahl gewinnen – so’n Kappes.“. „Hast ja Recht“ meint Katja schon wieder im Halbschlaf und kuschelt sich an Marcel. „Hatte auch was Gutes“ lächelt sie ihren Freund an. Marcel schaut sie fragend an und Katja fährt fort „Du hast mir nämlich einen Hei..“ – in diesem Moment explodiert draussen ein Meer von Farben, begleitet vom Knall detonierender  Feuerwerkskörper und begeisterten „Wir sind frei!“-Rufen ….

„Nein!“ schreit Katja und hält sich die Ohren zu. „Bitte nicht!“. Marcel springt auf, zieht sich seine Schuhe an und geht zur Tür. „Ich seh’ mal nach, was da draussen los ist.“ Wenig später kommt er lachend zurück. „Alles gut“ beruhigt er Katja, während er sich wieder zu ihr legt. Das sind nur ein paar Jungs vom Junggesellenverein St. Vith. Die feiern, dass sie wieder ein halbes Jahr geschafft haben, ohne dass eine Frau sie ‘eingefangen’ hat. Du hast das alles nur geträumt. Kein Wunder, bei dem Rummel mit den Schotten gestern!“.

Katja kuschelt sich wieder an ihren Freund. Während sie einschlummert, denkt sie: „Alles nur geträumt? Schade eigentlich – dann war also auch dein Heiratsantrag nur ein Traum …“. Noch bevor Marcel antworten kann, sind Beide eng umschlungen eingeschlafen.

Das ist mir ja auch passiert …

oder: Noch eine Mutmacherin

Nadja Boddin ist 36 Jahre alt, als sie kurz vor Weihnachten 2003 eine Gehirnblutung hat. Mehrere Wochen ringt sie mit dem Tod.  Sie gewinnt den Kampf, muss jedoch zu ihrem Entsetzen feststellen, dass sie nicht mehr Lesen und Schreiben kann! Und auch einfachste Rechenaufgaben wie 2 + 2 = gelingen ihr nicht mehr – eine Katastrophe für die Bankangestellte!

Doch Nadja gibt nicht auf!  Trotz der immer wieder aufkommenden Frage „Warum ich?“ unterzieht sie sich zahlreichen Therapien, unterstützt von ihrem Freund und späteren Ehemann, Adelbert von Deyen,  Langsam, ganz langsam lernt sie wieder die Buchstaben des Alphabets, ist wieder in der Lage, zu rechnen.

Gleichzeitig lernt sie immer wieder Menschen kennen, die ebenfalls eine Gehirnblutung hatten – viele von ihnen wurden durch diesen Schicksalsschlag zum Pflegefall!

Ihren langen Weg zurück ins Leben, in die grösstmögliche Normalität hat Nadja in  ihrem Buch „Das ist mir ja noch nie passiert“ festgehalten. Dort beschreibt sie auch, wie sie  zu dem Punkt kam, an dem sie akzeptieren konnte, dass sie nicht mehr als Bankangestellte arbeiten würde.

Ziemlich zu Anfang ihres Buches schreibt Nadja „Wer nie eine Gehirnblutung hatte, … kann sich keinen Begriff davon machen.“. Auch ich hatte – einige meiner Freunde wissen das – im Januar 1986 eine Gehirnblutung.  Und ich hatte mehr als eine Riesenportion Glück, dass praktisch keinerlei Einschränkungen zurück geblieben sind. Aber aufgrund meiner eigenen Erfahrungen  kann ich ein Stück weit nachvollziehen, wie  hilflos sich Nadja gefühlt hat, wie die Angst vor einer ungewissen Zukunft lähmt und Zweifel am Sinn und Nutzen von Reha-Massnahmen aufkommen lässt.

Umso dankbarer bin ich Nadja, dass sie all diese sehr persönlichen Gefühle in ihrem Buch mit dem Leser teilt und ihm so Mut machen will – egal, ob Betroffener, Angehöriger oder einfach nur Neugieriger.

„Das ist mir ja noch nie passiert“ kann zum Preis von 16,50 Euro (einschl. Versand) direkt bei der Autorin bestellt werden: nadja@nadja-boddin.de .  Unter www.nadja-boddin.de sind einige Leseproben veröffentlicht.

Detlef

Die Homepage von Nadja: www.nadja-boddin.de

Mutmacher

Hendricus „Henk“ Blanken ist Niederländer und lebt in der Nähe von Groningen. Das allein wäre kein Grund, in meinem Blog über ihn zu schreiben. Auch nicht, dass er als Journalist u. a. für die „Volkskrant“ gearbeitet hat und in seiner Heimat ein durchaus bekannter und beachteter Journalist ist. Nein, das Zauberwort ist ein anderes:

Mit 51 Jahren erhält Henk die Diagnose „Parkinson“.  Anstatt jedoch darüber zu jammern, dass die Krankheit ihm die weitere Arbeit in der hektischen und schnelllebigen Welt der Schlagzeilen zunehmend unmöglich machen wird, entdeckt er für sich die Kraft der Langsamkeit.  Einfach nur untätig im Garten rumsitzen, den Vögel nachschauen und die Wolken beobachten. Früher hätte er keinen Gedanken an so etwas verschwendet: „Keine Zeit!“. Jetzt bringen ihn die zunehmenden körperlichen Einschränkungen dazu, öfter inne zu halten. Und er beginnt, dies nicht als Fluch, sondern als Segen zu begreifen. „Parkinson gibt mir mehr, als es mir nimmt“ sagt Henk.

In seinem Buch „Pistoolvinger“ (deutsch „Da stirbst du nicht dran“, erschienen bei Patmos) beschreibt Henk sein Leben mit Parkinson, berichtet sowohl über rotweinlastige Diskussionen in einem ehemaligen Kloster aber  auch über seinen Freund Carel und dessen Operation für die Deep Brain Stimulation-Therapie. Hierbei werden dem Patienten Elektroden ins Gehirn eingesetzt, die anschliessend gezielt  „unter Strom“ gesetzt werden, um Fehlfunktionen der Nerven abzuschwächen oder gar ganz verschwinden zu lassen. Auch das unbequeme  –  in Deutschland immer noch weitgehend tabuisierte – Thema der Sterbehilfe klammert der Autor nicht aus. Über die Grenzen der legalen Sterbehilfe in den Niederlanden schrieb Henk im August letzten Jahres auch einen längeren Artikel für die britische Zeitung  „The Guardian“.

Ein Buch, das Betroffenen Mut machen will, die Diagnose „Parkinson“ zu akzeptieren, ohne daran zu verzweifeln! Denn das Glas ist immer noch halb voll (und nicht halb leer).

Eine überarbeitete Neuauflage ist  2018 in den Niederlanden unter dem Titel „Je gaat er niet dood aan“.  erschienen. Eine deutsche Ausgabe ist laut Auskunft des Patmos-Verlages derzeitt leider nicht geplant.

Detlef

Da stirbst du nicht dran
Patmos-Verlag
ISBN:  9783843608503 (Druckausgabe)
ISBN:  9783843608510 (eBook)

Buchrezension auf Bayern2 von 2017

Die Homepage von Henk (niederl./engl.): www.henkblanken.nl

 

 

Perry Rhodan, die unendliche Geschichte

Am 15. Februar erschien Band 3000 der Science Fiction-Serie „Perry Rhodan„.  Eine gute Gelegenheit, sich an meine Zeit(en) mit dieser immerhin schon seit 1961 ununterbrochen laufenden Romanreihe zu erinnern …

Perry – Unser Mann im All Nr. 55

Mein Einstieg ins sogenannte „Perryversum“ begann Anfang 1972  mit Heft 55 „Verbannt in eine fremde Galaxis“ des Comic-Ablegers „Perry – unser Mann im All„. Wobei diese Serie alle Grenzen konventioneller Comics sprengte: Die einzelnen Bilderrahmen  gingen ineinander über, auch der sonst weisse Seitenrand wurde oft mit bedruckt. Der „Hyperraum„, den die Raumschiffe zum schnellen Fortkommen benutzten, wurde als gigantische Farborgie dargestellt. Und dann die Darstellung der weiblichen Crew-Mitglieder auf den Schiffen … Aussenbords trugen sie transparente (!) Raumanzüge und darunter – genau, wie auf den Schiffen selbst – nichts! Oder nur sehr, sehr wenig, so dass ihre üppigen Oberweiten dem Leser in vielen Bildern regelrecht entgegen sprangen …

Nun könnte man mutmassen, dass dies damals den Reiz der Serie ausmachte – ich war damals fast zwölf und fing langsam an, das eine oder andere Mädchen nicht mehr ganz doof zu finden – und die Bilder der Raumpilotin Shira zeigten durchaus Wirkung 😉

Da die Comicserie nur monatlich erschien, kaufte ich mir kurz darauf meine

Perry Rhodan Nr. 224
„Agenten gegen das Imperium“

ersten Perry Rhodan Romanhefte: Nr. 550 „Rückkehr ins Jahr 2000“ der 1. Auflage, Nr. 356 „Ein Zeitpolizist desertiert“ (2. Auflage) und Nr. 224 „Agenten gegen das Imperium“ (3. Ausgabe). Hier war ausser dem Titelbild nichts mit bunt-bunt-bunt und ich verstand an vielen Stellen nur Weltraum-Bahnhof 😉

Nach den Osterferien 1972 wechselte ich die Schule und hatte das „Pech“ – nein: eher –  Glück, in eine Klasse zu kommen, in der es einen weiteren Perry Rhodan-Fan gab: Ralph-Dieter S. (der für mich immer „Gucky“ bleiben wird).

Als im Februar 1973 die 3. Auflage  mit Band 1 startete, war das für mich DIE Gelegenheit, zu erfahren, wie das alles begann. Nämlich mit der ersten Mondlandung 1971 und der Begegnung mit den dort notgelandeten Arkoniden, einer menschenähnlichen Rasse.

Über mehrere Jahre hinweg las ich die 3. Auflage Woche für Woche,  deren charakteristischer hellblaue Streifen sie deutlich von der Erst- und der 2. Auflage abhob.

Aber auch das eine oder andere Heft der Erstauflage fand den Weg in meine Sammlung, z. B. Nr. 560 „Gucky der Tambugott“ oder der Jubiläumsband 600 „Die unsichtbare Grenze„, mit

Perry Rhodan 600
Die unsichtbare Grenze

dem der Zyklus „Das kosmische Schachspiel“  begann: Während eines Testflugs geraten Perry & Co., in eine  Parallelwelt, in der es auch eine Erde gibt – und auch einen Perry Rhodan. Doch die Charaktereigentschaften sind vertauscht, der Perry Rhodan auf „Terra II“ regiert diktatorisch mit eiserner Hand. Oder der  Beginn des „Aphilie„-Zyklus mit dem gleichnamigen Band 700, in dem die meisten Bewohner Terras keine Gefühle mehr haben. Innerhalb der 700er Hefte konnte man auch lesen, wie sich die PR-Autoren die Brille der Zukunft vorstellten: Es gab natürlich keine Brillengläser mehr. Stattdessen trug der Fehlsichtige des 35. Jahrhunderts zwei kleine Bügel über den Ohren, in denen  kleine Laserprojektoren ein korrigierendes Gesichtsfeld vor dem Träger erzeugten. Was 1975 kaum vorstellbar war, ist von der Realität längst überholt worden – heute werden mit dem Laser keine Sichtfelder erzeugt, sondern die Augen direkt korrigiert 😉

PR Taschenbuch Nr. 64
Männer für Lacertae

Dann gab es  die sog. „Planetenromane“ im Taschenbuchformat, die häufig  zwischen zwei Zyklen der Heftserie spielten. Favoriten war bei mir die Abenteuer von Gucky (wer mochte den kleinen Kerl nicht?), z. B. „Männer für Lacertae„, aber auch die Erzählungen über die „Söhne des Lichts„. Zu den vielen Neben- Charakteren, die mir in Erinnerung geblieben sind, zählen u. a. Big Vip Poster (wohl wegen seiner roten Haare 😉 ) und Tyll Leyden, ein genialer aber auch leicht exzentrischer Wissenschaftler: Die Frühstückspause war ihm heilig, da liess er sich nicht einmal durch Perry Rhodan stören …

Natürlich (?) las ich auch die Comics weiter und auch das „Perry Rhodan Magazin“, das als Sonderheft zum ersten „Star Wars“-Film begann und sich zumindest einige Jahre auf dem Markt behaupten konnte. Ein Magazin mit utopischem Inhalt trifft anscheinend nicht den Geschmack der deutschsprachigen Leser (diese Erfahrung musste Anfang der 1980er-Jahre auch der Heyne-Verlag machen: Sein liebevoll gemachtes „Heyne Science Fiction Magazin“ in Taschenbuchform wurde nach nur zwölf Exemplaren eingestellt …).

PR 24 USA Infinity Flight

PR 94 NL De laaiende zon

Und auch einige ausländische Ausgaben standen damals bei mir im Bücherregal. Angefangen mit dem niederländischen Band 94 „De laaiende zon“ – die niederländische Ausgabe erscheint übrigens noch  heute, über ein Taschenbuch aus Frankreich bis hin zu den „Paperbacks“ der US-amerikanischen Version: #1 „Operation Stardust“. das die deutschen Bände 1 und 2 enthielt, #9 „Quest Through Space and Time“  (Band 16 „Das galaktisches Rätsel“ ) sowie #24 „Infinity Flight“ (Band 32 „Ausflug in die Unendlichkeit“).

Trotz mehrerer Anläufe blieb Perry Rhodan der Erfolg in den USA übrigens versagt – der amerikanische „SciFi-Fan“ präferiert halt die diversen in den USA erhältlichen Magazine.

Ich war also voll drin im „Perryversum“   😉 Schade nur, dass es damals noch keine E-Books gab, denn der ausufernde Platzbedarf kollidierte natürlich mit der Tatsache, dass Wohnungen und Bücherschränke nicht unendlich gross sind  und so musste ich mich im Lauf der Zeit von etlichen Heften und Taschenbüchern trennen ….

Der Jubiläumsband 1000 „Der Terraner“ war natürlich ein Meilenstein in der Serie – gleichzeitig aber liess mein Interesse an PR Anfang der 1980er Jahre stark nach. Ausser den Jubiläumsbänden kaufte ich nur hin und wieder mal ein Heft.

Perry Rhodan NEO Nr. 1
Sternenstaub

Das änderte sich im September 2011. Zum fünfzigjährigen Jubiläum der Heftserie startete „Perry Rhodan NEO„, eine Neuinterpretation der „klassischen“ Serie. Konsequenterweise wurde die Handlung wieder in die nahe Zukunft verlegt: Spielte die 1961 erschienene Nr. 1 der Heftserie im Jahr 1970, so beginnt PR Neo „Sternenstaub“ 2036.  Ausgehend von der Grundidee, dass Perry Rhodan mit der Besatzung eines auf dem Mond notgelandeten Raumschiffs Kontakt aufnimmt, ging „Neo“ schon sehr bald eigene Wege, was Handlung und Vita der Romanfiguren anging.

Bei Band 110 war dann allerdings bei mir Schluss mit Neo – aus Zeit- aber auch aus Platzgründen (die letzten ca. 10 Hefte warten immer noch darauf, gelesen zu werden).

Perry Rhodan 3000
Mythos Erde

Nun beginnt mit Band 3000 „Mythos Erde“ der nächste Zyklus bei Perry Rhodan- kaum zu glauben, dass die „Väter“ der Serie – Clark Darlton und K. H. Scheer – ursprünglich nur zwanzig Hefte geplant hatten … Mittlerweile hat PR alle anderen SF-Romanserien, wie z. B. Arn Borul, Terranauten, Mark Brandis oder Ren Dhark weit, weit hinter sich gelassen, was Heftanzahl und Laufzeit betrifft – lediglich die Krimiserie „Jerry Cotton“ läuft noch länger.

„Mythos Erde“ wird mich vermutlich nicht wieder zum regelmässigen Leser machen. Das Interesse wäre zwar da, aber der Tag hat dummerweise nur 24 Stunden …

Mit Sicherheit wird aber der eine oder andere Band in den nächsten Jahren den Weg in meine Sammlung finden und vielleicht erlebe ich ja die Nummer 4000 auch noch – sind ja bloss zwanzig Jahre bis dahin – ich wäre dann 79  😉

Natürlich spiegelte Perry Rhodan immer auch ein bisschen den Zeitgeist der jeweiligen Jahre wider. So nannte Gucky in den Heften, die Ende der 1960er/Anfang der 1970er erschienen, Perry Rhodan schon mal den „grossen Vorsitzenden“ (die 68er Bewegung und Mao Tse Tung lassen grüssen), Szenen, die auch nur andeuten, dass Perry ein Liebesleben hat, waren in der Anfangszeit der Serie undenkbar – zum Vergleich lese man  Heft 1 der Mini-Serie „Stardust“ „Die neue Menschheit“ , in dem  es eindeutig zweideutig zwischen Perry Rhodan und Eritrea Kush „knistert“ (Kapitel 4)

Perry Rhodan 1000
Der Terraner

Geblieben ist in all den Jahrzehnten jedoch die Grundidee einer geeinten Menschheit, die sich nicht mehr  als Deutsche, Amerikaner, Russen (…) begreift, sondern – ungeachtet der Hautfarbe, Herkunft und Religion – als Terraner, einer Menschheit, die begriffen hat, dass sie nur gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft meistern und den Weg zu den Sternen beschreiten kann. Diesen Weg gehe ich gerne mit.

Per aspera ad astra!

Detlef

WDR 5 sendete am 18.02.2019 in der Sendung „Profit“ einen kurzen Beitrag über Perry Rhodan (ab 14:21).

Alle Titelbilder sind der Perrypedia entnommen.
© Pabel‑Moewig Verlag KG, Rastatt

Romani ante portas !

Dass Köln als römische Siedlung gegründet wurde, dürfte allgemein bekannt sein. Doch wie gingen die Römer vor auf der Suche nach geeigneten Standorten für neue Siedlungen? Was geschah, wenn eine passende Stelle gefunden war, was passierte, wenn der Kaiser im fernen Rom die neue Siedlung offiziell anerkannte?

Die Römer kommen!

All diese Fragen beantwortet das Buch „Die Römer kommen!“. Der Autor,Armin Maiwald („Die Sendung mit der Maus“) nimmt den Leser mit auf die Expedition des Zenturio Quintus Agrippa, der den Auftrag hat, nördlich von  Mogontiacum (Mainz) einen geeigneten Platz für eine neue Siedlung am Rhenus (Rhein) zu finden.

So macht sich der Hauptmann mit seiner Zenturie auf den Weg, findet tatsächlich auch einen guten Platz. Dummerweise gibt es in der Nähe ein germanisches Dorf, dessen Bewohner es gar nicht gut finden, dass die Römer auf ihrer Begräbnisstätte eine Stadt errichten wollen. Für Konfliktstoff ist also gesorgt …

„Die Römer kommen!“  liest sich flüssig und man lernt so ganz nebenbei interessante Fakten über die Organisation des römischen Heeres und die Tradition unserer germanischen  Vorfahren. Dabei ist der Text an keiner Stelle schulmeisterhaft.

Die Geschichte des Buches endet mit dem ersten Wintereinbruch – die wirkliche Geschichte ging natürlich weiter, denn aus dem römischen Lager am Rhenus wurde später die Stadt „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“ … Aber das dauerte – so Armin – „noch schlappe vierzig Jahre“.

Detlef

Armin Maiwald
Die Römer kommen!
Emons Verlag, 2018
304 Seiten
Gedruckte Ausgabe:  20,00 Euro
eBook (EPUB): 9,49 Euro

Nachtrag 12.03.2023:
Das eBook ist scheinbar zur Zeit nicht lieferbar. Es gibt „Die Römer kommen!“ nach wie vor als gedruckte Ausgabe und als Hörbuch (Download oder CD).

Weihnachtslektüre

Seit über zehn Jahren lese ich in der Adventszeit vor – früher meinen Kindern, heute meiner Frau. Lange Zeit gab es die Weihnachtskrimis in 24 Kapiteln von Jo Pestum oder das geniale „Ach du krümeliger Pfefferkuchen – Weihnachten bei den Poneleits“ von Anu Stohner.

Zwischenzeitlich haben wir die Weihnachtsbücher von Matt Haig entdeckt. Dieses Jahr war „Ich und der Weihnachtsmann“ dran. „Ich“ ist hier Amelia, „Das Mädchen, das Weihnachten rettete„. Es geht wieder einmal rund in Wichtelgrund! Wodol, der alte Widersacher des Weihnachtsmanns, spinnt erneut seine Intrigen, um die Macht über das Wichteldorf zurück zu gewinnen. Ob der „Junge namens Weihnacht“ es schafft, den Bösewicht zu stoppen?

Wir haben uns köstlich amüsiert, aber auch mit gezittert, wie das Ganze wohl ausgehen würde … Die liebevoll gestalteten Illustrationen von Chris Mould versetzen einen in die wunderbare Welt der Weihnachtswichtel – und sind für uns der Grund, warum die Bücher um Amelia und Niklas zu den wenigen gehören, die wir gedruckt und nicht als E-Book kaufen.

Dieses Jahr war noch ein zweites Buch am Start: „Ein himmlischer Fall auf vier Pfoten – ein weihnachtlicher Katzenkrimi“ von Eva Berberich.

Laut Klappentext hat Frau Berberich sich mit „ihren zahlreichen Büchern in die Herzen vieler Katzenfreunde geschrieben“. Demzufolge dürften Andrea und ich keine Katzen mögen, denn die Geschichte um den Kater Mephistopheles – genannt „Stoffele“, der seinen Menschen dazu nötigt, einen Krimi zu schreiben, war absolut nicht unser Fall.

Die Handlung zieht sich schleppend dahin. Seitenlange Dialoge zwischen Katze und Mensch, bei denen erst beim mehrfachen Lesen klar wird, wer da gerade spricht, tragen nicht gerade zur Spannung bei, die Szenen, in denen ein vor Selbstbewusstsein strotzender Stoffele versucht, der kleinen Pflegekatze „Hexe“ zu erklären, dass der (männliche) Kater über der (weiblichen) Katze steht, sind nur peinlich. Wir waren froh, als wir die letzte Seite des Buches geschafft hatten – tut mir leid, Frau Berberich.

Detlef

Martina und die „Blech-Polizisten“

Auf Einladung des „Krimi- und Kulturvereins der Bonner Polizei“ war unsere Lieblings-Eifel-Krimi-Autorin Martina Kempff am 11. April zu einer Lesung im Bonner Polizeipräsidium.

Sozusagen vor „Fachpublikum“ las sie aus ihrem neuesten Kehr-Krimi um die Köchin und Hobbydetektivin Katja Klein „Umkehrschuss“. Der beginnt damit, dass eine Leiche auf dem Friedhof des kleinen Eifelörtchens Kehr liegt. Nun wäre das an sich ja nichts Besonderes, aber der Tote liegt halt nicht in einem Sarg, wie es sich gehört. Dass bei der Obduktion in dessen Magen Reste eines Menüs gefunden werden, das Tage zuvor auf der Karte von Katjas Restaurant stand, macht die Lösung des Falls nicht gerade einfacher.

Umrahmt wurde die Veranstaltung von Musik der Brass-Band des Polizeiorchesters NRW, die überraschend moderne und fetzige Musik spielten. In der Pause gab es Fingerfood – und für Martina zwei Whisky-Samples, die ich ihr versprochen hatte: „Floki“ aus Island und einen im Rahmen der Tasting-Reihe bei „Hordeum“ selbst hergestellten Blend – bevor sich Katja und ihr Freund, der belgische Polizist Marcel Langer weiter auf die Suche nach dem Mörder machten …

Unterm Strich ein gelungener Abend, der wohl allen Beteiligten – egal ob aktiv oder passiv – gefallen hat.

Detlef

Die RückKEHR der Autorin

Wochentags bin ich eingefleischter WDR 5-Hörer, am Sonntagmorgen jedoch ist mir das Programm zu „kirchlich“. Als Alternative habe ich vor einigen Monaten – dank internetfähigem Radio – den BRF für mich entdeckt, den Sender der „Deutschsprachigen Gemeinschaft Ostbelgiens“ .

So auch am Morgen des 12. November, als ich – noch etwas verschlafen – die Kaffeemaschine befüllte. Plötzlich horche ich auf: Da erzählt eine sonore Stimme von der Polizeidienststelle St. Vith und von einer „Frau, die in Hallschlag wohnt“ und gerne einige Informationen über die  Polizei in Belgien hätte …

Schlagartig bin ich wach! Sollte das etwa … Könnte das … Ja, tatsächlich! Die Stimme gehört dem pensionierten Polizeiinspektor Erwin Hannen und es geht um Martina Kempff, eine unserer Lieblingsautorinnen, die mittlerweile acht Krimis geschrieben hat, die alle im Eifeldorf Kehr im „Dreiländereck“ Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Belgien angesiedelt sind.

Der Kaffee läuft, also schaue ich schnell auf der Website des BRF nach, ob es die Sendung („Radiofrühstück“) oder den Beitrag als Podcast gibt. Gibt es – und sogar mit bewegten Bildern 🙂

Da setze ich doch gerne einen Verweis und lasse Martina und Erwin direkt zu Wort kommen. Danach dürfte auch klar sein, warum ich „Kehr“ im Titel gross geschrieben habe:

Hier geht’s zur Homepage von Martina Kempff

Detlef