Eine Zugfahrt der besonderen Art

Schon mehr als einmal habe ich an dieser Stelle Unpünktlichkeiten oder kundenfeindliches Verhalten der Deutsche Bahn AG thematisiert – da ist es meiner Meinung nach nur recht und billig, auch ein mehr als positives Beispiel hervorzuheben:

Letzten Samstag (01. Juni) wollten meine Frau und ich mit der S-Bahn nach Köln fahren. Der Zug kam pünktlich an und fuhr fahrplanmässig weiter. Als wir das Ende des Bahnsteigs passierten, sahen wir dort mehrere männliche Jugendliche, einer davon mit nacktem Oberkörper. Fast zeitgleich ertönte die Stimme des Zugführers aus den Lautsprechern, der die weiblichen Fahrgäste mit humorvoller Stimme bat, NICHT nach links aus dem Fenster zu sehen, da dort ein unvollständig bekleideter Mann stehen würde. Andrea und ich guckten uns an, grinsten: „Der muss ja echt gut drauf sein!“. Doch das war erst der Anfang …

Im nächsten Bahnhof hatte wohl jemand die letzte Tür blockiert, damit noch jemand mitkommen konnte – was vom Fahrer mit den Worten kommentiert wurde: „… wenn Sie der beste Freund des Lokführers bleiben wollen, lassen Sie so was in Zukunft bitte. Das können Sie gar nicht wieder gut machen. Doch, könnten Sie schon, ich weiss auch wie, aber ich sag’s nicht …“ – nicht nur bei uns wurde das Grinsen im Gesicht immer breiter.

Als wir am Bahnhof Airport Business-Park warten mussten, um einen anderen Zug vorbei zu lassen, „entschuldigte“ sich der Lokführer und meinte: „Ich kann ja verstehen, dass Sie hier weg wollen – am Hauptbahnhof ist ja auch viel mehr los!“ und als sich der Zug wieder in Bewegung setzte „Bitte festhalten – es geht weiter!“.

Bis wir im Bhf. Deutz einfuhren, wussten wir dank des Mannes im Führerstand Bescheid über Sonnen-auf- und -untergang und am Hauptbahnhof wurden die dort aussteigenden Fahrgäste mit den Worten verabschiedet: „Es ist ein schöner Tag – machen Sie was draus!“.

Wir fuhren noch eine Station weiter und arbeiteten uns im Zug vor. Wir wollten ganz vorne aussteigen, um dem Lokführer für diese aussergewöhnliche Fahrtbegleitung zu danken. Er meinte nur, das wäre doch das Mindeste, was er für seine Fahrgäste tun könne. Es entspann sich ein kurzes Gespräch über Personen im Gleis, Vandalismus im Zug und dass es angenehme, aber leider auch unangenehme Fahrgäste gibt, wobei er uns zur ersten Kategorie zählte 🙂

Dann mussten wir – leider – weiter: Er mit seiner S-Bahn Richtung Ehrenfeld, wir zum Saturn-Markt. Dieser Tag jedoch hatte dank des unbekannten Lokführers sein „Tüpfelchen auf dem i“ bekommen …

Detlef