Wickie und die nassen Männer

Durch den Konzertkalender der Gruppe „Waldträne“ erfuhren wir von den „Wikingertagen“ Ende Juli in Schleswig. Unser Interesse war geweckt, das in der Nähe gelegene Museum „Haithabu“ stand schon länger auf unserem Programm und in der Jugendherberge Schleswig war noch Platz 🙂 .

So machten wir uns am Freitag, den 24. Juli auf den Weg nach Norddeutschland. In der Nacht auf Samstag „schüttete“ es fast unentwegt, so dass uns die Entscheidung abgenommen wurde, an welchem Tag wir Haithabu besuchen: Im Beowulf-Laden, wo wir unseren Met-Vorrat auffüllen wollten, erfuhren wir, dass das Wikingerdorf in der Nacht buchstäblich „abgesoffen“ war. In Anlehnung der Trickfilmserie aus den 70ern gab es sozusagen „Wickie und die nassen Männer“ ! Dabei hatte der Schleswiger Bürgermeister hoch und heilig versprochen, nach der erfolgten Renovierung des Geländes würde sich niemand mehr nasse Füsse holen …

Um die gröbsten Schäden zu beseitigen, blieb das Lager am Samstag geschlossen. Wir fuhren also nach Haithabu, schlenderten erst durch das Museumsdorf, dann durch die Ausstellung und gönnten uns vor der Rückfahrt ein Stück Kuchen in der Cafeteria.waldtraene01a

Der Sonntag begrüsste uns mit strahlendem Sonnenschein. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg zu den Königswiesen, wo die Wikingertage stattfanden. Wir schlenderten an zahlreichen Verkaufsständen vorbei, an denen es praktisch alles gab, was ein Wikinger so braucht (Kleidung, Runenanhänger, Waffen, Met …), sahen uns Gaukler und Schaukämpfe an.

Gegen Mittag gab es den ersten Auftritt von Waldträne im kleinen Rahmen auf dem Thingplatz. Wir nutzten die Gelegenheit, unsere mitgebrachten CDs von Knöpfchen und Horda signieren zu lassen. Weitere Stände lockten, wir sahen Handwerkern bei der Arbeit zu, bedauerten die nackte, unsichtbare Jungfrau und fanden uns am späten Nachmittag vor der Bühne ein. Dort gab Waldträne ihr zweites Konzert und spielte über eine Stunde „heidnische Liedkunst“.

Durchaus etwas erschöpft – aber gut gelaunt – zogen wir zur Jugendherberge zurück, duschten und liessen den Abend wieder im „Patio“ ausklingen. Am nächsten Morgen (Montag) hiess es dann leider Abschied zu nehmen von Schleswig und den Wikingertagen. Doch wir hatten bereits beschlossen: Nächstes Jahr kommen wir wieder 🙂 .

Detlef

Bahnfahren – das letzte grosse Abenteuer …

Eigentlich bin ich ja ein Befürworter des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) – aus Kostengründen, aber auch um die Umwelt zu schonen. Es gibt allerdings Tage, an denen ich mich frage, warum ich nicht das Auto genommen habe … Der 2. Juli war so ein Tag. Gut, es war heiss, sehr heiss und für Deppen, die sich vor den Zug schmeissen, kann die Bahn nichts. Aber an diesem Tag lief bahnmässig so ziemlich alles schief, was schieflaufen kann … Doch der Reihe nach:

Ich hatte um 15:45 einen Termin bei meiner Ärztin in Sinnersdorf.
Wenn alles nach Fahrplan läuft, reicht es, eine Stunde vorher Feierabend zu machen. Ein Kollege empfahl mir, eine Strassenbahn früher zu nehmen, da die Linie 13 unregelmässig fahren würde. Also plante ich die Bahn um 14:43 ab Oskar-Jäger-Strasse ein – die kommt aber nicht.
Warum, kann die Leiststelle der Kölner Verkehrsbetriebe auf telefonische Nachfrage auch nicht sagen. Gut, die um 14:53 reicht auch noch, um am Bhf. Ehrenfeld die Regionalbahn um 15:04 nach Pulheim zu erreichen.

Ich habe gerade per Handy mein Anschlussticket gelöst, da erscheint im Zugzielanzeiger die Info, dass die Bahn ca. vierzig Minuten Verspätung hat! Den Anschlussbus in Pulheim kann ich also vergessen …

Nachdem ich meine Ärztin informiert habe, dass es – mal wieder – später wird, rufe ich bei der „Hotline“ der Bahn an, um den Grund für die Verspätung zu erfahren. Der erste Mitarbeiter kann mir dazu nichts sagen, verneint dafür auf Nachfrage kategorisch die Möglichkeit, die Kosten für ein Taxi ab Bhf. Pulheim erstattet zu bekommen. Seine Kollegin, an die er mich weiterverbindet, forscht nach, findet aber in ihrem System auch keinen Verspätungsgrund – und verbindet mich weiter. Auch die dritte DB-Angestellte erzählt etwas von „verspäteter Bereitstellung“ – und schlägt vor, ich solle ein Taxi nehmen und die Rechnung zur Erstattung einreichen. Als ich sie darauf hinweise, dass ihr erster Kollege genau das ausgeschlossen hat, meint sie, in NRW würden im Nahverkehr diesbezüglich andere Regeln gelten als im Fernverkehr … Wem glaube ich jetzt?

Der Bahnsteig füllt sich, der Regionalexpress, der um 15:30 abfahren sollte, kommt ebenfalls nicht. Um 15:50 (also mit einer 3/4 Stunde Verspätung) läuft „meine“ Bahn (endlich) ein … In Pulheim angekommen müsste ich fast zwanzig Minuten auf den Bus warten – wozu ich keine Lust habe. Also gehe ich – trotz Hitze – ein Stück in Richtung Sinnersdorf bis zur übernächsten Haltestelle. Der Bus kommt fast pünktlich und so bin ich gegen 16:30 bei meiner Ärztin.

Zurück verpasse ich den Bus um 17:01 knapp, gönne mir ein Croissant aus der Bäckerei und gehe langsam zur nächsten Haltestelle vor, warte dort auf den Bus Richtung Bahnhof.

Dort angekommen wird der Regionalexpress nach Koblenz mit fünf Minuten Verspätung angezeigt – das könnte eng werden beim Umsteigen in die S-Bahn in Ehrenfeld …
Doch die S13 „spielt mit“, kommt ebenfalls zehn Minuten später ein – und fährt bis Spich insgesamt zwanzig Minuten Verspätung ein!

Kurz nach halb acht bin ich – endlich! – Zuhause, dusche, ziehe mich um und mache mich wieder auf den Weg zum Bahnhof, um mich in Troisdorf um kurz nach 21:00 Uhr mit meiner Frau und einigen Freunden zu treffen.

Am Bahnsteig steht ein Regionalexpress – normalerweise halten in Spich nur S-Bahnen … Der Zug würde hier schon fast eine Stunde stehen, erklärt mir ein aussteigender Fahrgast – Notarzteinsatz „im Gleis“ …

Also gehe ich zurück zur Hauptstrasse und zur Bushaltestelle. Der nächste Bus Richtung Innenstadt fährt erst um 21:17 (angeblich sind die Anbindungen gerade in den Abendstunden mit Einführung des neuen Fahrplans im Dezember letzten Jahres besser geworden …), so dass ich erst nach halb zehn in Troisdorf bin.

Kaum zu glauben, aber die Rückfahrt mit der S-Bahn nach Spich am späten Abend klappt tatsächlich problemlos! Nach einem Tag wie diesem fragt man sich dann doch: Wwie konnte das passieren? Wer Ironie findet, darf sie behalten 😉

Detlef