Das ist mir ja auch passiert …

oder: Noch eine Mutmacherin

Nadja Boddin ist 36 Jahre alt, als sie kurz vor Weihnachten 2003 eine Gehirnblutung hat. Mehrere Wochen ringt sie mit dem Tod.  Sie gewinnt den Kampf, muss jedoch zu ihrem Entsetzen feststellen, dass sie nicht mehr Lesen und Schreiben kann! Und auch einfachste Rechenaufgaben wie 2 + 2 = gelingen ihr nicht mehr – eine Katastrophe für die Bankangestellte!

Doch Nadja gibt nicht auf!  Trotz der immer wieder aufkommenden Frage „Warum ich?“ unterzieht sie sich zahlreichen Therapien, unterstützt von ihrem Freund und späteren Ehemann, Adelbert von Deyen,  Langsam, ganz langsam lernt sie wieder die Buchstaben des Alphabets, ist wieder in der Lage, zu rechnen.

Gleichzeitig lernt sie immer wieder Menschen kennen, die ebenfalls eine Gehirnblutung hatten – viele von ihnen wurden durch diesen Schicksalsschlag zum Pflegefall!

Ihren langen Weg zurück ins Leben, in die grösstmögliche Normalität hat Nadja in  ihrem Buch „Das ist mir ja noch nie passiert“ festgehalten. Dort beschreibt sie auch, wie sie  zu dem Punkt kam, an dem sie akzeptieren konnte, dass sie nicht mehr als Bankangestellte arbeiten würde.

Ziemlich zu Anfang ihres Buches schreibt Nadja „Wer nie eine Gehirnblutung hatte, … kann sich keinen Begriff davon machen.“. Auch ich hatte – einige meiner Freunde wissen das – im Januar 1986 eine Gehirnblutung.  Und ich hatte mehr als eine Riesenportion Glück, dass praktisch keinerlei Einschränkungen zurück geblieben sind. Aber aufgrund meiner eigenen Erfahrungen  kann ich ein Stück weit nachvollziehen, wie  hilflos sich Nadja gefühlt hat, wie die Angst vor einer ungewissen Zukunft lähmt und Zweifel am Sinn und Nutzen von Reha-Massnahmen aufkommen lässt.

Umso dankbarer bin ich Nadja, dass sie all diese sehr persönlichen Gefühle in ihrem Buch mit dem Leser teilt und ihm so Mut machen will – egal, ob Betroffener, Angehöriger oder einfach nur Neugieriger.

„Das ist mir ja noch nie passiert“ kann zum Preis von 16,50 Euro (einschl. Versand) direkt bei der Autorin bestellt werden: nadja@nadja-boddin.de .  Unter www.nadja-boddin.de sind einige Leseproben veröffentlicht.

Detlef

Die Homepage von Nadja: www.nadja-boddin.de

Freitags fällt die Schule aus

Die Jugend von heute ist egoistisch, sie denkt nur ans eigene Vergnügen. Was aus diesem Land wird, ist den Jugendlichen herzlich egal – das neue Handy ist wichtiger.

Solche oder ähnliche Sprüche hört man immer wieder mal von älteren Leuten oder gar Eltern der oben genannten Jugendlichen. Damit befinden sie (die Älteren) sich in guter Gesellschaft, klagte doch schon der griechische Philosoph Sokrates vor über zweitausend Jahren über die Ausschweifungen und die Respektlosigkeit der Jugend …

Seit Anfang des Jahres versammeln sich auch in Deutschland unter dem Motto „Fridays For Future“ zehntausende junge Menschen, um auf die drohende Klimakatastrophe aufmerksam zu machen und schnell greifende Massnahmen von den Regierenden zu fordern.

Angesichts dieser Entwicklung könnten  die Älteren nun eigentlich zufrieden sein mit diesen Jugendlichen, die Eltern sogar ein wenig stolz für ihre Kinder empfinden. Schön wär’s!  „Diese Rotzgören haben doch keine Ahnung, wie es im Leben zugeht“ müssen sich die jungen Demonstranten dann schon mal belehren lassen oder man empfiehlt ihnen, erst mal was zu leisten, bei der Arbeit würden ihnen die Flausen schon vergehen …

Und um das Ganze noch zu toppen, beklagt man medienwirksam, dass die Jugendlichen, da sie während der Unterrichtszeiten demonstrieren, die Schulpflicht verletzen! Das mag vom Sachverhalt völlig korrekt sein, ist aber an spiessbürgerlichem Verhalten kaum noch zu überbieten!

Tagtäglich bleiben in unserer Republik zigtausende  lernunwillige Jugendliche aus sogenannten sozialen Brennpunkten oder aus integrationsunwilligen Migrantenfamilien dem Unterricht fern. Im günstigsten Fall lungern diese Schulverweigerer  nur „auf der Strasse“ herum, im „worst case“ handeln sie mit Drogen, begehen Ladendiebstahl oder schlimmere Straftaten. Das nimmt der Durchschnitts-Spiessbürger mittlerweile mit einem resignierenden Schulterzucken hin. Wenn jedoch Jugendliche auf den ihnen zustehenden Unterricht verzichten, um die Erwachsenen darauf aufmerksam zu machen, dass sie die Erde von den nachfolgenden Generationen nur geborgt haben, gar an deren Gewissen appelieren, die nächste Reise nach Berlin mit der Bahn statt mit dem Flugzeug zu unternehmen, dann fühlt sich der deutsche Michel auf den Schlips getreten! Und da ihm insgeheim bewusst ist, dass die Jugendlichen  recht haben und er somit keine vernünftigen Gegenargumente hat, wird er halt unsachlich, um mit dem Vorwurf des Schuleschwänzens die Demonstranten in ihrer Glaubwürdigkeit zu disqualifizieren …

Natürlich könnten die Jugendlichen auch nach Schulschluss demonstrieren. Aber streiken Arbeitnehmer nach Feierabend, um ihre Forderungen durchzusetzen? Wohl kaum. Statt moralinsauer rumzumäkeln oder Paragraphen zu „reiten“, wie es z. B. das  Schul-Ministerium von NRW in einem Brief an alle Schulen tut, sollte das Ministerium die Teilnahme an den Demos als praktischen Unterricht im Fach Politik mit Themen wie „Meinungsfreiheit“, „Demonstrationsrecht“ oder „gelebte Demokratie“ deklarieren.

Ansonsten sollten wir „Erwachsenen“ uns schämen, dass uns Teens, die teilweise gerade dem Kindesalter entwachsen sind, klarmachen müssen: Es ist aller-aller-allerhöchste Zeit, dass wir anfangen, etwas zu tun, wenn dieser Planet auch für kommende Generationen noch bewohnbar und lebenswert sein soll. Wir haben nur diese eine Erde. Es gibt keinen „Planet B“!

Detlef