Rückblick: Februar 2023

In früheren Zeiten auch Hornung genannt: Das seit Mittwinter wieder stärker werdende Licht „paart“ (horen) sich mit der Vegetation.

Am 12. Februar gab es – endlich- wieder ein Konzert mit „Crosswind“ im „Drehwerk 17/19“. Für Stefan gab es noch eine kleine „Überraschung“ – er hatte die letzten Jahre immer erzählt, dass er zusammen mit Sebastian Landwehr „Jurassic Park“ geguckt hätte. Seb war wohl nicht besonders angetan von dem Film. Als eine Art Entschädigung komponierte Stefan daraufhin das Stück „Lament for  Indominus Rex“ – und wies bei den Konzerten darauf hin, dass derjenige, der bei diesem Stück in einem Saurier-Kostüm zur  Bühne kommt, eine signierte CD erhalten würde – Dem Mann konnte geholfen werden …

Eintrittskarten: 39,60 €
Saurier-Kostüm:  29,90 €
Stefans Gesicht: unbezahlbar 😀

Da wir die Crosswind-CDs  bereits haben, wurden Kostüm und CDs zu Gunsten der Erdbebenhilfe in der Türkei versteigert. Ich hatte mir zwar etwas höhere Gebote erhofft, aber was solls …

Mitte des Monats wurde im Rheinland wieder ordentlich Karneval gefeiert – etwas, das Andrea und ich nicht wirklich brauchen … Dummerweise fiel Andreas Geburtstag genau in die „fünfte Jahreszeit“, so dass wir den Jahrestag leider  nicht auswärts feiern konnten, da praktisch alle Gaststätten Karneval „geflaggt“ hatten …

Detlef

Die Biber sind wieder da!

Es gibt Comic-Helden, die kennt  Jeder, auch wenn er sich nicht für „Bildergeschichten“ oder „Heftchen“ interessiert – Asterix und Obelix,  Tim und Struppi, Micky Maus und Donald Duck , aber auch Spirou  seien hier als Beispiele genannt.

Eine grosse Anzahl von Serien hat es in Deutschland (noch) nicht in die erste Reihe geschafft, obwohl sie in Frankreich und den BeNeLux-Ländern jedes Kind kennt: Gaston Lagaffe etwa (als Jojo in Fix und Foxi erschienen) oder Lucky Luke, Boule und Bille (auch als Schnieff und Schnuff bekannt), Jean Valhardi, Tanguy et Laverdure, Michel Vaillant, die Schlümpfe  und, und, und …

Und dann gibt es Serien, die in ihrem Heimatland seit Jahrzehnten Kultstatus haben, hierzulande jedoch – aus welchen Gründen auch immer – praktisch unbekannt sind.

„La Patrouille des Castors“ (Die Biberpatrouille) gehört mit Sicherheit in diese Kategorie. 1954 entwarf Michel Tacq  unter dem Künstlernamen MiTacq die erste Geschichte um eine Gruppe Pfadfinder, die immer wieder packende Abenteuer erlebt. Michel war selbst zeitlebens Pfadfinder, er wusste also, wovon er schrieb bzw. zeichnete. Bis zu seinem Tod 1993

entstanden aus seiner Feder insgesamt 29 albumlange sowie diverse Kurzgeschichten.

Die ersten sechs Alben erschienen von 1958 bis 1961 unter dem Titel „Sechs auf grosser Fahrt“ erstmals in der Zeitschrift „Der heitere Fridolin“ auf Deutsch.

Zeichnung mit Widmung von Mitacq
Zeichnung mit Widmung von Mitacq

Während die nächsten zwanzig Jahre hierzulande „Funkstille“ bezüglich der „Biber“ herrschte, erlebten die fünf Pfadfinder im franco-belgischen und niederländischen Sprachraum Abenteuer von der Camargue über Afrika bis Indien und halfen dem Kronprinzen des osteuropäischen Staates Braslawien, den herrschenden Diktatur zu stürzen und seinen Thron wieder zu besteigen. Für das nächste Abenteuer – mit einem umgebauten Omnibus bis in den Iran zu fahren – musste zumindest ein „Biber“ im führerscheinfähigen Alter sein. Und so wechselten die „Biber“ ihre blaue Pfadfinderkluft mit Halstuch und kurzer Hose gegen die braune Cordhose (lang) und das rote Hemd der „Pioniers“ der „Scout de France“ (Die Zeitschrift „Spirou“, in der die Abenteuer der Biber erschienen, wurde zwar in Belgien gedruckt, doch wurde der Grossteil der Auflage in Frankreich verkauft – und der dortige Leser erwartete, dass die Helden Franzosen sind).

Im August 1973 kaufte ich während eines Urlaubs mit meinen Eltern in den Niederlanden meine erste Ausgabe von „Robbedoes“, der niederländischen Ausgabe von „Spirou“. Es war die Nr. 1843 und in diesem Heft begann die Geschichte „Vingt Milliards sous la Terre“. Obwohl ich nie Pfadfinder war, las ich die Serie mit wachsender Begeisterung und es dauerte nicht lange, da standen sämtliche verfügbaren Ausgaben der niederländischen Version in meinem Bücherregal.

Brief von MiTacq
Brief von MiTacq

Im Frühjahr 1980 teilte mir Michel Tacq in einem Brief mit, dass der – damals noch in Bergisch Gladbach ansässige -Bastei-Verlag die „Biber“auf Deutsch herausbringen werde. Auf meine Nachfrage dementierte der Verlag, um keine zwei Monate später die Biber unter dem Titel „Die Blauen Panther“ auf den Markt zu werfen. Die Heft-Titel und Titelbilder waren bastei-typisch reisserisch, die Bearbeitung teilweise schludrig  ( so hielt man es z. B. nicht für nötig, den  Patrouillen- Wimpel anzupassen – und so wird sich manch ein Leser wohl gewundert haben, wieso denn die „Panther“ einen Biber im Wimpel trugen …) Bei dem 14tägigem Erscheiniungsrhythmus hatte man alle damals vorhandenen 22 Alben – und somit das Lebenswerk von MiTacq in einem knappen Jahr  „verheizt“.

SPIROU-Sonderausgabe zum Tod von MiTacq
SPIROU-Sonderausgabe zum Tod von MiTacq

Es sollte noch einmal über 35 Jahre dauern, bis es Neues von den Bibern in Deutschland gab: „Salleck Publications“, bekannt für seine liebevoll editierten deutschsprachigen Versionen der (französischen) Gesamtausgaben diverser Comichelden nutzte die Tatsache, dass Les Edition Dupuis eine acht Bände umfassende „Edition Integrale“ der Patrouille des Castors“ herausbrachte und legt diese in einer deutschen Version auf. Mittlerweile sind die ersten sechs Bände  lieferbar.Zwei fehlen noch, wobei der letzte Band wohl diverse Kurzgeschichten enhalten wird. Ich freu mich drauf!

Übrigens: Die deutschsprachige Wikipedia enthält eine Übersicht aller bisher im deutschen Sprachhraum erschienenen Publikationen der Biber -Patrouille

Detlef

 

Rückblick: Januar 2023

Unsere Vorfahren nannten diesen Monat „Hartung“: Der Monat, der viel (hart) Ungemach (ung) = Schnee und Kälte brachte.

Für Andrea und mich gestaltete sich der Übergang ins neue Jahr erst einmal nicht besonders gut: Wir waren beide schwer erkältet und mussten die Teilnahme am Silvesteressen absagen, das Viktor in seinem Restaurant „Meze Meze“ veranstaltete.

Für mich hiess es zum Jahreswechsel gleichzeitig  „Abschied nehmen“ von der Itergo, für die ich über 21 Jahre tätig war: Etlichen Mitarbeitern im Alter von ca. 59 – 62 Jahren wurde eine Abfindung angeboten, wenn sie das Unternehmen freiwillig vorzeitig verlassen würden. Da die Arbeit in letzter Zeit nicht mehr wirklich befriedigte  (was nicht an den Kolleginnen und Kollegen oder dem direkten Vorgesetzten lag!), entschloss auch ich mich, diees Angebot anzunehmen (ein Kollege hat es besonders schlau angestellt: Er hat sich bei einem anderen Versicherer beworben und nachdem er die Stelle hatte, bei der Itergo die Abfindung kassiert). Nun muss ich mich nur noch entscheiden, ob ich dem „ersten Arbeitsmarkt“ bis zu meinem frühestmöglichen Rentenbeginn im August 2024  zur Verfügung stehe, oder ob ich vorzeitg und mit Abschlägen in Rente gehe …

Mitte des Monats stellte Helmut Jaschky seinen neuen Troisdorf-Krimi „Der Bleimops-Mörder“ in den Sänger-Stuben vor. Wer mit dem Begriff „Bleimops“ nichts anfangen kann – der kann sein Wissen hier vermehren. Die Seite  einfach runterscrollen bis zur Überschrift „Bleimopsplatz“.

Bei der Gelegenheit eine herzliche Bitte an alle nicht-in -Troisdorf-geborenen (so wie ich), Zugezogenen (wo wie ich) und Durchreisenden (nein – ich bleiebe erst einmal hier!): Der Name der Stadt wird nicht (ich wiederhole: NICHT!) Troh-ihsdorf  ausgesprochen! Der Buchstabe hinter dem „o“ ist ein sog. „Dehnungs-i“, das nicht mitgesprochen wird. Dafür wird der Vokal davor (also das „o“  lang gezogen gesprochen: Trohsdorf.

Seit geraumer Zeit hatte ich Probleme mit der Fehlstellung des linken grossen Zeh (im Fach-Chinesisch „Hallux valgus“ genannt). Am 25. war ich zur operativen Korrektur in Bonn im St. Elisabeth-Krankenhaus.  

Ende des Monats feierten wir dann mit unserer Whisky Tasting Group den Geburtstag des schottischen Nationaldichters Robert Burns – natürlich mit Haggis und Whisky(siehe unten).  Okay, auf den Besuch des Rheidter Dreigrestirn hätten Andrea und ich gut verzichten können, aber im Rheinland ist so etwas anscheinend Pflicht …

Was ist sonst noch passiert? Der von mir lang erwartete Band 6 der „Biber-Patrouille“ Gesamtausgabe ist endlich erschienen.

Und … mein erster Roman ist fertig, eine Erzählung, die in einer Alternativwelt spielt. Dort ist die christliche Missionierung Europas gescheitert und der Glaube an die „alten“ Götter wie Odin, Thor, Freya, Tyr etc. vorherrschend. Mal schauen, was draus wird …

Detlef

Bericht der Rheidter Montagszeitung
Bericht in der Rheidter Montagszeitung

(M) ein Vorsatz: Tagebuch schreiben!

Einer meiner „guten Vorsätze“ für das neue Jahr ist, hier regelmässig(er) zu schreiben, nämlich an jedem Monatsende einen Überblick über das, was in den letzten vier Wochen passiert ist. Da werde ich wohl ab und zu „Rüdiger“, meinen inneren Schweinehund treten müssen, wenn er am Anfang des Monats mault und meint, sich jetzt hin zu setzen und etwas zu schreiben, das ginge gar nicht, ganz unmöglich …

Lord Baden Powell, der Gründer der Pfadfinderbewegung hat dazu die unten abgebildete  Zeichnung gemacht, die meiner Meinung nach sehr schön zeigt, wie man mit – angeblich – unmöglichen Dingen umgehen sollte: Man tritt die  Vorsilbe „UN“ vom Rest des Wortes weg – – übrig bleibt „MÖGLICH“!

Baden Powell: Im Possible
Baden Powell: Im Possible

Detlef

Rückkehr zum kleinen Glück

Auf unserer Wanderung auf dem „Heidschnuckenweg“ im August waren wir unter anderem im Hotel  „Stimbekhof“ in Bispingen untergebracht. Das ganze Ambiente und vor allem die natürliche Freundlichkeit des Personals erzeugten bei uns ein „Angekommen“-Gefühl, so dass feststand,wir würden wiederkommen …

Unser 13. Hochzeitstag Ende November war eine gute Gelegenheit, das Vorhaben in die Tat umzusetzen! Ziemlich genau vier Stunden Fahrt und wir parkten „Sinchen“ auf dem Parkplatz vom Stimbekhof. Die Aufnahme war wie erwartet freundlich, um nicht zu sagen, freundschaftlich! Im August-Bericht schrieb ich ja schon, dass mich die vertrauliche Anrede durch das Personal damals erst etwas verwundert hat- heute wäre ich enttäuscht gewesen, wenn ich nicht mit „Du“ begrüsst worden wäre! In jedem anderen Hotel hätte ich mir diese vertrauliche Anrede durch das Personal vermutlich verbeten – im Stimbekhof passt sie.

Von Rieckmanns „Tafelhuus“ in Bispingen erhalten wir seit einigen Jahren stets eine E-Mail mit Glückwünschen zum Hochzeitstag. Zeit, dort endlich mal am 24.11. Essen zu gehen – wenn wir schon mal in der Gegend sind …

Und so liessen wir uns Kürbissüppchen bzw. Vitello tonnato als Vorspeise und Heidschnuckenbraten bzw. Schweinemedaillions als Hauuptgericht schmecken; dazu als Nachtisch einen Espresso mit einer Kugel Eis resp. eine Variation von Dessert-Minis.

Nach einem mehr als reichhaltigen Frühstück ging es am nächsten Morgen ins Kiekeberg-Museum, wo heute auch noch Weihnachtsmarkt war. in zahlreichen Bauten des Museums und in Verkaufszelten gab es teils Schönes, teils Kitschiges zu kaufen. Auf das Grünkohlessen verzichteten wir angesichts des übervollen Restaurants, gönnten uns stattdessen im Stimbekhof die Heidschnucken-Currywursst.

Samstag war dann mal Schluss mit Faulenzen! Wir machten uns auf die Socken und gingen den Rundwanderweg O2 entlang (nein, das ist jetzt keine Werbung für „O 2 can t do …).
Das Wetter war halt novembermässig durchaus kühl. Zum Glück hatten wir für den Nachmittag die „Teezeit“ gebucht: Gibt es etwas, das besser wärmt als eine Tasse heissen Tee? Am Besten mit Scones frisch aus dem Ofen …

Der Sonntag war dann spontan ein lang-im-Bett-bleib-und-faulenz-Tag. Mehr oder weniger durch Zufall erfuhren wir, dass es mittlerweile auch eine kleine Sauna gab – die wir natürlich sofort am Abend genutzt haben.

Am Montag war dann Chrissi, eine Bekannte aus Kölner Zeiten, die mit ihrer Familie in Seevetal lebt, war am Montagmorgen als Frühstücksgast bei uns und so schwelgten wir beim Morgenessen in Erinnerungen an „damals“. Nachdem wir Chrissi verabschiedet hatten, wurde es auch für uns Zeit, die Rechnung zu bezahlen und „Auf Wiedersehen“ zu sagen.

Detlef

 

„Ein Stück vom Glück“

Ja, es gibt sie noch, die kleinen, inhabergeführten Familien-Hotels, die sich bewusst sowohl von den grossen Nobel-Häusern als auch von den Budget-Übernachtungsbetrieben  und internationalen Hotelketten absetzen wollen, bei denen – ganz im Stil der Schnellrestaurants das Zimmer in Berlin genau aussieht wie das in Paris oder Oslo.

Der Stimbekhof

Dabei bedeutet „Familienbetrieb“ nicht zwangsläufig  „wie zu Kaisers Zeiten“ mit Häkeldeckchen und Plüschsessel auf den Zimmern und Tropfenfänger an der Kaffeekanne auf dem Frühstückstisch. Im Gegenteil: Kreativität  wird gross geschrieben: Der Gast findet häufig geschmackvoll eingerichtete Zimmer vor, die jeden Raum zum Unikat machen. Oder aber die Zimmer einer Etage sind einem bestimmten Thema gewidmet – zum Beispiel historische Ereignisse oder Sagen aus der Region.

Das Engagement des Personals ist in der Regel mehr als hoch – was sicher auch daran liegt, dass die Einnahmen  nicht an eine Konzernzentrale in fremden Ländern gehen, sondern der Gewinn auf dem eigenen Konto landet. Nicht selten ist das Personal am Gewinn beteiligt.

Der „Stimbekhof“ in Bispingen-Overhaverbeck in der Lüneburger Heide ist so ein Hotel. Vor zwei Jahren haben Jovitha, Björn und Sabrina ihren Traum wahr gemacht, dem Gast mehr zu bieten als Bett und Kaffee zum Frühstück – eben „Ein Stück vom Glück“.Jovitha, Björn und sabrina

Wer die Anmeldung betritt fühlt sich in das Dorf aus Astrid Lindgrens „Michel aus Lönneberga“ versetzt: Alles strahlt eine wohltuende Ruhe und Gelassenheit aus – lang vermisst und doch wohlvertraut. Die Vertrautheit setzt sich fort beim ersten Kontakt, denn wie selbstverständlich wird der Gast geduzt. Über das gesamte Aussengelände sind Tische und Bänke, aber auch Liegen verteilt, die zum Verweilen einladen. Wer lieber etwas Bewegung hat, der nutzt eine der Schaukeln auf dem Hof oder die Wanderwege rund um das Hotel.

Wer danach seinen Kalorienspeicher wieder auffüllen möchte, wird am Kuchenbüffet sicherlich fündig – spätestens bei den Apfelwaffeln mit Äpfeln aus dem „Alten Land“!.

Abends werden – neben der obligatorischern Heidschnucken-Currywurst (Probieren, auch wenn man sonst nicht so auf Currywurst steht!) – diverse regionale Gerichte angeboten.

Als „Nachtisch“ gibt es dann auch schon mal spontan eine Autorenlesung am knisternden Kaminfeuer.

Beim Frühstück ist man dann etwas sparsamer – zumindest scheint es so. Denn es gibt für Wurst und Käse kein Büffet, auch wird einem nicht einfach ein überbordender Teller mit Fleisch- und Milcherzeugnissen hingestellt. Stattdessen fragt das Personal die Wünsche ab – eine gute Idee, denn was die Küche einmal verlassen hat, darf nicht wieder zurück. Es wird also gewiss niemand beim Frühstück verhungern.

Wer die Wanderwege nicht alleine beschreiten will – oder sie bereits erkundet hat- für den bietet das Trio vom Stimbekhof zahlreiche Aktivitäten an: Von der Sonnenaufgangstour per Rad über Fahrten mit dem Heidi-Bulli bis hin zum Sonnenuntergang auf dem Hochsitz.

Schweren Herzens haben wir uns am Tag der Abreise verabschiedet – und den Entschluss gefasst „Da fahr’n wir wieder hin!“

Detlef

Im NDR-Magazin „nordstory“ gab es am 10. Juni einen Bericht über den Stimbekhof. Die Sendung ist in der ARD Mediathek abrufbar (ab 04:12)

Stimbekhof
Oberhaverbeck 2
29646 Bispingen

Tel.: 05198/981090
E-Mail:  moin@stimbekhof.de
Homepage: www.stimbekhof.de

 

 

 

 

„Wir bitten um Entschuldigung“

Nachdem ich in den letzten Monaten corona-bedignt fast ausschliesslich im „Home Office“ gearbeitet habe, fuhr ich am 1. Juni das erste Mal wieder zu meinem eigentlichen Arbeitsplatz – wie üblich mit der S-Bahn. Da an diesem Tag auch die Gültigkeit des „9 Euro-Tickets“ begann, war auch im Nahverkehr mit sehr vollen Zügen zu rechnen. Ich suchte mir daher eine Bahn aus, die laut Auskunft des VRS nur zu ca. 60% ausgelastet sein sollte.  Soweit die Theorie – die Praxis sah leider anders – nämlich eher nach 80 bis 90% aus. Noch verstärkt durch ein guts Dutzend Kontrolleure der DB Regio …

Wobei ich noch zu den Glücklichen gehörte, die Richtung Köln und nicht nach Siegburg oder gar ins Windecker Ländchen fahren wollten (oder mussten): Für diese Richtung wurde die Verspätung oder gar der Entfall von Zügen angesagt. Mal Begründet mit einem „kurzfristigen Personalausfall“, einer Reparatur auf der Wegstrecke oder Verspätung aus einer vorangegangenen Fahrt. Stets schlossen die  Durchsagen mit dem Satz „Wir bitten um Entschuldigung.“

Die Rückfahrt an diesem Tag war für die Sieg-Strecke ohne böse Fahrplanüberraschungen, Fahrgäste, die die mit der RB 25 nach Gummersbach und weiter nach Lüdenscheid wollten, durften sich allerdings auf Zugausfälle freuen, aufgrund was auch immer …

Am Mittwoch fuhr ich später ins Büro, machte dafür früher Schluss 🙂 Da ich in der Bahnhofsbuchhandlung noch etwas kaufen wollte, stieg ich diesmal am Hbf. ein, d. h. ich wollte einsteigen, doch kaum auf dem Bahnsteig hörte ich schon die „frohe Botschaft“: „S 19 Ri. Hennef hat ca. 40 Minuten Verspätung. Heute nur bis Köln-Deutz. Grund dafür sind Arbeiten am Gleis. Informationen über Anschlussmöglichkeiten eerhalten Sie im Zug. Wir bitten um Entschuldigung.“ Die Bahn kam, ich stieg ein und bekam die „Anschlussmöglichkeiten“ zu hören: „Dieser Zug fährt heute nur bis Köln-Deutz und wendet dort. Fahrgäste, die weier als bis Köln-Deutz fahren wollen, nehmen bitte die nachfolgende S-Bahn.“ Hey, fehlte da nicht was? Richtig, keine Bitte um Entschuldigung … Eine fast wohltuende Ehrlichkeit.  Denn ich will keine Entschuldigungen mehr hören! Ich möchte einfach nur einen funktionierenden, pünktlichen Nahverkehr,auf den ich mich verlassen kann!  Die Deutsche Bahn AG erwartet schliesslich auch, dass ich mein Abo pünktlich zahle! Ob die DB AG genauso geduldig und verständnisvoll reagiert, wenn ich dem nächsten Kontrolleur sage: „Meine Zeitkarte hat heute leider 40 Minuten Verspätung. Grund dafür ist eine ausgefallene Kaffeemaschine, Ich bitte um Entschuldigung!“ …

Detlef

 

 

Ich hatte einen Traum …

Ich hatte einen Traum …
… dass die tiefen Gräben des Hasses mit Liebe
und Vergebung zugeschüttet werden und auf ihnen
Berge der Hoffnung und des Miteinander entstehen.

Ich hatte einen Traum …
… dass die Menschen erkennen, dass dies nicht
mein oder dein Land ist, sondern das ihrer Kinder und Enkel 
und dass sie es von diesen nur geliehen haben …

Ich hatte einen Traum …
… dass in nicht allzuferner Zukunft Menschen aus 
Kiew und aus Moskau wieder gemeinsam
Urlaub an der Schwarzmeerküste machen und es
vollkommen egal ist, ob auf ihrem Autokennzeichen
RUS oder UA steht …

Ich hatte einen Traum …
… einen schönen Traum – doch dann ging mein Wecker …

(frei nach Martin Luther King)  (der Text darf gerne weitergegeben werden)

 

Thor ist nicht Dr. Blake!

Nicht erst, seitdem immer häufiger Missbrauchsfälle ans Tageslicht kommen, wenden sich  mehr und mehr Gläubige von der zur Institution erstarrten Gemeinde Christi ab.  Sie sagt ihnen nichts mehr – und sie soll ihnen auch nichts (mehr )zu sagen haben, wenn es um ihr Privatleben geht. Dabei sehnen sich viele dieser Menschen nach einem Glauben, der ihnen Halt in ihrem Leben gibt.

Und so machen sie sich auf die Suche. Der Eine findet sein Glück (zumindest zeitweise)  in einer der immer zahlreicher werdenden  christlichen Freikirchen „evangelikaler“ oder „charismatisch-pfingstlerischer Ausprägung. Ein Anderer sucht sein Heil in Rreligionen und Philosophien aus dem fernen Osten und gerät dabei womöglich an einen Guru, der nicht nur die Seele des Suchenden erleichtert, sondern auch dessen Konto …

Ein Dritter schliesslich wird gleich „um die Ecke“ fündig, beim angeblich überkommenen „heidnischen“ Glauben unserer Vorväter. Und plötzlich ist Thor nicht mehr  der Comic-Held aus der gleichnamigen Marvel-Serie, der seinen Hammer bei jeder passenden – und auch unpassenden – Gelegenheit schwingt, und auf der Erde die Tarnidentität des humpelnden Dr. Don Blake angenommen hat. Stattdessen ist er der Freund der Menschen, der zwar ein Gott ist, aber mit Hammerschwingen auch nicht alle Probleme lösen kann. Und einen Flügelhelm wie Asterix trägt er mit Sicherheit auch nicht …

Die Welt der nordischen bzw. germanischen Götter ist vielfältig, bunt und in der Regel frei von einengenden Dogmen – ganz im Gegensatz zu den christlichen Kirchen (insbesondere der römisch-katholischen) . In der Sendung  Schamanen, Hexen, neue Heiden . die am 01. Februar im „Ersten“ lief, wurden einige Zeitgenossen portraitiert, die diesen sogenanten  „Alten Weg“ gehen. Menschen wie du und ich, wie der Volksmund so schön sagt. Nur, dass diese Menschen „Ostara“ als Fest des Frühlingsbeginns und der Fruchtbarkeit feiern und nicht das von der christlichen Kirche daraus abgeleitete „Ostern“ als Fest der „Auferstehung Christi“. 

Wer sich näher mit dem Glauben der Germanen beschäftigt, trifft immer wieder auf Elemente, die ihm – in mehr oder weniger abgewandelter Form – aus dem Christentum vertraut sind. Kein Wunder, haben doch Kirchenfürsten mit Vorliebe heidnisches Brauchtum für ihre Zwecke umgedeutet – so wie sie auch gerne ihre Kirchengebäude auf heidnischen Kultplätzen errichteten – und somit verhinderten, dass Anhänger Odins sich dort weiterhin versammeln konnten. Aber das ist Vergangenheit und somit ist zum Glück auch die Zeit vorbei, da Menschen von den christlichen Missionaren vor die Wahl gestellt wurden: „Taufe oder Tod!“

Und so gibt es heute zahlreiche Gruppen und Vereine, deren Mitglieder Mittsommer und Wintersonnenwende feiern, dabei das mit Met gefüllte Horn kreisen lassen und ihren favorisierten Gott oder ihre Vorfahren hochleben lassen. Die wenigsten „Asatru“ – wie man Angehörige dieser Glaubensrichtung nennt – haben dabei eine rechtsextreme Gesinnung. Die meisten neuheidnischen Gruppen machen schon auf ihrer Homepage deutlich, dass man mit rechts- aber auch mit linksextremen Ansichten bei ihnen nicht glücklich werden wird. Der Eldaring – mit über 300 Mitgliedern der grösste neuheidnische Verein in Deutschland – hat bereits vor Jahren eine entsprechende Unvereinbarkeitserklärung veröffentlicht (den LInk anklicken, dann bis zu „Selbstverständnis > V. Abgrenzung“ scrollen..

Der im Rahmen der Reihe „Echtes Leben“ ausgestrahlte Bericht war erstaunlich orurteilsfrei und objektiv und dürfte bei dem einen oder anderen Zuschauer das Interesse geweckt haben, sich einmal näher mit den Göttern seiner Vorfahren zu beschäftigen.

Detlef

Slan abhaile,¹ Ulick …

Im September 1982 sass ich abends in Regensburg vor der Jugendherberge, als mich jemand auf Englisch fragte, wo denn hier die Jugendherberge wäre … Ich zeigte hinter mich und erklärte ihm „You’re in front of it!“ Er bedankte sich und ging zur Anmeldung.

Später trafen wir uns wieder, da wir im gleichen Schlafsaal untergebracht waren. Damals gab es noch Schlafräume mit acht, zehn oder noch mehr Betten in deutschen Jugendherbergen und wildfremde Wanderer und „Backpacker“ wurden gemeinsam in ein Zimmer gelegt. Man traf Leute „aus aller Herren Länder“, tauschte Tipps über Sehenswürdigkeiten und preiswerte Verpflegungsmöglichkeiten aus und  schloss (Brief-) Freundschaften, die oft über Jahre hielten. Oder, wie in diesem Fall, ein Leben lang …

Wir kamen schnell ins Gespräch. Mein neuer Zimmerkamerad war Ire,  hiess Ulick (die irische Variante von „Wilhelm“), kam aus Killiney in der Nähe von Dublin, war – so wie ich – auf „Deutschland-Tour“ und als „guter Ire“ tief in der römisch-katholischen Kirche verwurzelt – was ich damals, als frisch bekehrter „Evangelikaler“ überhaupt nicht verstehen konnte …

Wir erkundeten einige Tage gemeinsam Süddeutschland, bevor sich unsere Wege trennten – nicht, ohne unsere Adressen auszutauschen. Es begann ein reger Briefverkehr. 1985 kam Ulick zum „Rhein in Flammen“ in Koblenz nach Deutschland. Auf dem Weg dorthin besuchten wir die  Brücke von Remagen und das dort untergebrachte „Friedensmuseum“. Für Ulick als Student mit Schwerpunkt „Militär- und Kriegsgeschichte“ mehr als interessant. Ach ja, und wir weihten gemeinsam meine neue Wohnung in Porz ein (09. August  1985).

1989 war Ulick nochmals auf Stippvisite hier  und 1992 machte ich dann – mit meiner damaligen Verlobten und späteren ersten Ehefrau – den längst überfälligen Gegenbesuch in Irland: Vor einer geführten zwei-Wochen-Rundreise auf der „Grünen Insel“ verbrachten wir eine Woche in Killiney bei Ulicks Eltern. Er hatte sein Studium zwischenzeitlich beendet, arbeitete als Lehrer auf den Kanarischen Inseln und hatte dort mit Conchi die Liebe seines Lebens gefunden.

2012 in Lüneburg
2012 in Lüneburg

Wir haben uns immer wieder mal gegenseitig besucht, alleine oder mit Frau und heranwachsenden Kindern. Bis wir E-Mails als Kommunikationsmittel einsetzten, verging noch einige Zeit, denn Ulick hatte – wenn ich mich recht entsinne – noch nach dem Jahr 2000 einen PC mit Windows 3.1,  dafür ohne Internet-Anschluss.  Irgendwann erreichten Facebook und WhatsApp auch die Kanarischen Inseln und somit auch Ulick  😉

Da wir uns schon längere Zeit nicht mehr gesehen hatten, schlug ich  Ulick irgendwann vor, den vierzigsten Jahrestag unseres Treffens in Regensburg zu feiern – und erhielt von ihm die Antwort, dass er keine feste Zusage machen könne, da er im Moment krankheitsbedingt in seiner Mobilität sehr eingeschränkt wäre.

Dennoch strahlten seine WhatsApp-Mitteilungen fast immer Fröhlichkeit und Zuversicht aus – auch, wenn sich sein Zustand nicht besserte. Das Gegenteil  war leider der Fall. Ich denke, sein unerschütterlicher christlicher Glaube hat ihm die Kraft gegeben, die Schmerzen und den zum Schluss immer schnelleren körperlichen Verfall zu (er-) tragen.

Am Abend des 1. Januar kam dann eine Nachricht von Conchi, mit der ich in den letzten Wochen jeden Tag gerechnet habe:

„Ulick passed away peacefully this afternoon at 3 pm“

Ich habe geflennt – und ich schäme mich der Tränen nicht. Ich habe einen Freund verloren, wie man ihn wohl nur einmal im Leben findet …

Seine Briefe und E-Mails haben mir oft genug  in schwierigen Situtationen Trost und Kraft gegeben. Einmal abgesehen davon, dass er in mir die Liebe zur „Grünen Insel“ und mein Interesse an der irischen Kultur, Sprache  und Geschichte geweckt hat. Mit der Einladung auf die Kanaren hat es leider ebenso wenig geklappt wie der geplante Besuch der NS-Ordensburg Vogelsang und der Schlachtfelder von Hürtgenwald in der Eifel.

Im Lauf der Jahre hatte Ulick auch etwas Deutsch gelernt und es klang immer ein wenig lustig, wenn er Gegebenheiten mit seinem langgezogenen „Waruuuum?“ hinterfragte – eine Frage, die wir  nie mehr hören werden.

Ulick, es war mir eine Ehre, dein Freund sein zu dürfen. Beinahe vierzig Jahre lang, zwei Drittel meines bisherigen Lebens … Jetzt bleibt mir nur  zu sagen

„Go raibh maith agat as do chairdeas!“²

Detlef

¹ „Auf Wiedersehen, Ulick“ auf Irisch
² „Danke für deine Freundschaft!“ auf Irisch