Die Biber sind wieder da!

Es gibt Comic-Helden, die kennt  Jeder, auch wenn er sich nicht für „Bildergeschichten“ oder „Heftchen“ interessiert – Asterix und Obelix,  Tim und Struppi, Micky Maus und Donald Duck , aber auch Spirou  seien hier als Beispiele genannt.

Eine grosse Anzahl von Serien hat es in Deutschland (noch) nicht in die erste Reihe geschafft, obwohl sie in Frankreich und den BeNeLux-Ländern jedes Kind kennt: Gaston Lagaffe etwa (als Jojo in Fix und Foxi erschienen) oder Lucky Luke, Boule und Bille (auch als Schnieff und Schnuff bekannt), Jean Valhardi, Tanguy et Laverdure, Michel Vaillant, die Schlümpfe  und, und, und …

Und dann gibt es Serien, die in ihrem Heimatland seit Jahrzehnten Kultstatus haben, hierzulande jedoch – aus welchen Gründen auch immer – praktisch unbekannt sind.

„La Patrouille des Castors“ (Die Biberpatrouille) gehört mit Sicherheit in diese Kategorie. 1954 entwarf Michel Tacq  unter dem Künstlernamen MiTacq die erste Geschichte um eine Gruppe Pfadfinder, die immer wieder packende Abenteuer erlebt. Michel war selbst zeitlebens Pfadfinder, er wusste also, wovon er schrieb bzw. zeichnete. Bis zu seinem Tod 1993

entstanden aus seiner Feder insgesamt 29 albumlange sowie diverse Kurzgeschichten.

Die ersten sechs Alben erschienen von 1958 bis 1961 unter dem Titel „Sechs auf grosser Fahrt“ erstmals in der Zeitschrift „Der heitere Fridolin“ auf Deutsch.

Zeichnung mit Widmung von Mitacq
Zeichnung mit Widmung von Mitacq

Während die nächsten zwanzig Jahre hierzulande „Funkstille“ bezüglich der „Biber“ herrschte, erlebten die fünf Pfadfinder im franco-belgischen und niederländischen Sprachraum Abenteuer von der Camargue über Afrika bis Indien und halfen dem Kronprinzen des osteuropäischen Staates Braslawien, den herrschenden Diktatur zu stürzen und seinen Thron wieder zu besteigen. Für das nächste Abenteuer – mit einem umgebauten Omnibus bis in den Iran zu fahren – musste zumindest ein „Biber“ im führerscheinfähigen Alter sein. Und so wechselten die „Biber“ ihre blaue Pfadfinderkluft mit Halstuch und kurzer Hose gegen die braune Cordhose (lang) und das rote Hemd der „Pioniers“ der „Scout de France“ (Die Zeitschrift „Spirou“, in der die Abenteuer der Biber erschienen, wurde zwar in Belgien gedruckt, doch wurde der Grossteil der Auflage in Frankreich verkauft – und der dortige Leser erwartete, dass die Helden Franzosen sind).

Im August 1973 kaufte ich während eines Urlaubs mit meinen Eltern in den Niederlanden meine erste Ausgabe von „Robbedoes“, der niederländischen Ausgabe von „Spirou“. Es war die Nr. 1843 und in diesem Heft begann die Geschichte „Vingt Milliards sous la Terre“. Obwohl ich nie Pfadfinder war, las ich die Serie mit wachsender Begeisterung und es dauerte nicht lange, da standen sämtliche verfügbaren Ausgaben der niederländischen Version in meinem Bücherregal.

Brief von MiTacq
Brief von MiTacq

Im Frühjahr 1980 teilte mir Michel Tacq in einem Brief mit, dass der – damals noch in Bergisch Gladbach ansässige -Bastei-Verlag die „Biber“auf Deutsch herausbringen werde. Auf meine Nachfrage dementierte der Verlag, um keine zwei Monate später die Biber unter dem Titel „Die Blauen Panther“ auf den Markt zu werfen. Die Heft-Titel und Titelbilder waren bastei-typisch reisserisch, die Bearbeitung teilweise schludrig  ( so hielt man es z. B. nicht für nötig, den  Patrouillen- Wimpel anzupassen – und so wird sich manch ein Leser wohl gewundert haben, wieso denn die „Panther“ einen Biber im Wimpel trugen …) Bei dem 14tägigem Erscheiniungsrhythmus hatte man alle damals vorhandenen 22 Alben – und somit das Lebenswerk von MiTacq in einem knappen Jahr  „verheizt“.

SPIROU-Sonderausgabe zum Tod von MiTacq
SPIROU-Sonderausgabe zum Tod von MiTacq

Es sollte noch einmal über 35 Jahre dauern, bis es Neues von den Bibern in Deutschland gab: „Salleck Publications“, bekannt für seine liebevoll editierten deutschsprachigen Versionen der (französischen) Gesamtausgaben diverser Comichelden nutzte die Tatsache, dass Les Edition Dupuis eine acht Bände umfassende „Edition Integrale“ der Patrouille des Castors“ herausbrachte und legt diese in einer deutschen Version auf. Mittlerweile sind die ersten sechs Bände  lieferbar.Zwei fehlen noch, wobei der letzte Band wohl diverse Kurzgeschichten enhalten wird. Ich freu mich drauf!

Übrigens: Die deutschsprachige Wikipedia enthält eine Übersicht aller bisher im deutschen Sprachhraum erschienenen Publikationen der Biber -Patrouille

Detlef

 

Tschöö, Martin …

Seine Cartoons waren teilweise schwärzer als eine totale Sonnenfinsternis und abgrundtief makaber – nicht umsonst erschienen seine jeweils neuesten Werke auf seiner Homepage unter dem Titel „Abgründe“.

Wer aufgrund seiner Karikaturen einen Psychopathen wie Norman Bates aus Alfred Hitchcocks Film „Psycho“ oder zumindest einen schrulligen, abgehobenen Sonderling in ihm vermutete, der lag total daneben. Im Gegenteil: Er war „ne janz leeven Kerl“, wie der Rheinländer sagen würde.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich vor einigen Jahren per Mail bei ihm anfragte, ob er eine seiner Zeichnungen als Gewinn für eine Schul-Tombola zur Verfügung stellen würde (Fans zahlten damals schon für diese, noch unkolorierten Rohzeichnungen 50 Euro und mehr).

„Kein Problem“ meinte er, ich solle vorbeikommen, das Blatt abholen. Er wollte kein grosses Aufheben davon machen, mit Presse oder so. Er sandte mir auch zwei Vorschläge zu, die mit „Schule“ zu tun hatten. Da war einmal das „Waffenlädchen“ -zugegeben, eine mehr als makabere Auseinandersetzung mit den damaligen Massakern an Schulen in den USA und auch hier in Deutschland. Beim zweiten Vorschlag erklärt ein Lehrer, welchen Ursprung der Name des von Marie Curie entdeckten Poloniums hat.

Insbesondere vom letzten Vorschlag war der „Lehrkörper“ der Schule alles andere als begeistert – man würde sich ja selbst der Lächerlichkeit preisgeben. Das ginge natürlich gar nicht und ob der Künstler denn nicht etwas „Harmloseres“, vielleicht sogar mit Bezug zu der Schule zeichnen könne … Ich hatte meine Lektion gelernt: „Deutsche Lehrer und Humor – das passt nicht zusammen …“

Kurz: Aus der Karikatur als Tombolagewinn wurde nichts. Dafür entwickelte sich ein sporadischer Mailverkehr zwischen uns. Die nächste persönliche Begegnung war einige Jahre später bei einer Finissage in seiner Heimatstadt Wesseling.

In der letzten persönlichen Nachricht auf seiner Homepage schrieb er, dass er leider wieder auf der „Ausser-Gefecht-Station“ liegen würde … Am 31. Juli ist Martin Perscheid im Alter von nur 55 Jahren in seiner Heimatstadt dem Krebs erlegen.

Danke Martin, für die vielen humvorvollen, hintergründigen, satirischen, schwarzen, politisch inkorrekten und-ich-weiss-nicht -was-für Karikaturen. Sie werden uns fehlen. DU wirst uns fehlen …

Detlef

 

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William Vance – und wieder einer …

Anscheinend werde ich zunehmend sensibler, wenn es um das Thema „Parkinson“ geht. Zwar hatte ich schon vor ein paar Tagen gehört, dass William van Cutsem im Alter von 82 Jahren gestorben ist, der unter seinem Pseudonym William Vance diverse Comic-Serien zeichnete, von denen Bob Morane und vor allem Bruno Brazil auch in Deutschland einen hohen Bekanntheitsgrad erreichten – nicht zuletzt durch die Veröffentlichungen in „ZACK“ in den 70er und 80er Jahren. Dass er sich 2010 zurückzog, nachdem bei ihm Parkinson diagnostiziert wurde, erfuhr ich heute Morgen aus einem Nachruf in der Sendung „BRF Aktuell“ vom 15.05.2018 des Belgischen Rundfunks BRF 1 (ab 17:37).

Detlef