Nicht erst, seitdem immer häufiger Missbrauchsfälle ans Tageslicht kommen, wenden sich mehr und mehr Gläubige von der zur Institution erstarrten Gemeinde Christi ab. Sie sagt ihnen nichts mehr – und sie soll ihnen auch nichts (mehr )zu sagen haben, wenn es um ihr Privatleben geht. Dabei sehnen sich viele dieser Menschen nach einem Glauben, der ihnen Halt in ihrem Leben gibt.
Und so machen sie sich auf die Suche. Der Eine findet sein Glück (zumindest zeitweise) in einer der immer zahlreicher werdenden christlichen Freikirchen „evangelikaler“ oder „charismatisch-pfingstlerischer Ausprägung. Ein Anderer sucht sein Heil in Rreligionen und Philosophien aus dem fernen Osten und gerät dabei womöglich an einen Guru, der nicht nur die Seele des Suchenden erleichtert, sondern auch dessen Konto …
Ein Dritter schliesslich wird gleich „um die Ecke“ fündig, beim angeblich überkommenen „heidnischen“ Glauben unserer Vorväter. Und plötzlich ist Thor nicht mehr der Comic-Held aus der gleichnamigen Marvel-Serie, der seinen Hammer bei jeder passenden – und auch unpassenden – Gelegenheit schwingt, und auf der Erde die Tarnidentität des humpelnden Dr. Don Blake angenommen hat. Stattdessen ist er der Freund der Menschen, der zwar ein Gott ist, aber mit Hammerschwingen auch nicht alle Probleme lösen kann. Und einen Flügelhelm wie Asterix trägt er mit Sicherheit auch nicht …
Die Welt der nordischen bzw. germanischen Götter ist vielfältig, bunt und in der Regel frei von einengenden Dogmen – ganz im Gegensatz zu den christlichen Kirchen (insbesondere der römisch-katholischen) . In der Sendung Schamanen, Hexen, neue Heiden . die am 01. Februar im „Ersten“ lief, wurden einige Zeitgenossen portraitiert, die diesen sogenanten „Alten Weg“ gehen. Menschen wie du und ich, wie der Volksmund so schön sagt. Nur, dass diese Menschen „Ostara“ als Fest des Frühlingsbeginns und der Fruchtbarkeit feiern und nicht das von der christlichen Kirche daraus abgeleitete „Ostern“ als Fest der „Auferstehung Christi“.
Wer sich näher mit dem Glauben der Germanen beschäftigt, trifft immer wieder auf Elemente, die ihm – in mehr oder weniger abgewandelter Form – aus dem Christentum vertraut sind. Kein Wunder, haben doch Kirchenfürsten mit Vorliebe heidnisches Brauchtum für ihre Zwecke umgedeutet – so wie sie auch gerne ihre Kirchengebäude auf heidnischen Kultplätzen errichteten – und somit verhinderten, dass Anhänger Odins sich dort weiterhin versammeln konnten. Aber das ist Vergangenheit und somit ist zum Glück auch die Zeit vorbei, da Menschen von den christlichen Missionaren vor die Wahl gestellt wurden: „Taufe oder Tod!“
Und so gibt es heute zahlreiche Gruppen und Vereine, deren Mitglieder Mittsommer und Wintersonnenwende feiern, dabei das mit Met gefüllte Horn kreisen lassen und ihren favorisierten Gott oder ihre Vorfahren hochleben lassen. Die wenigsten „Asatru“ – wie man Angehörige dieser Glaubensrichtung nennt – haben dabei eine rechtsextreme Gesinnung. Die meisten neuheidnischen Gruppen machen schon auf ihrer Homepage deutlich, dass man mit rechts- aber auch mit linksextremen Ansichten bei ihnen nicht glücklich werden wird. Der Eldaring – mit über 300 Mitgliedern der grösste neuheidnische Verein in Deutschland – hat bereits vor Jahren eine entsprechende Unvereinbarkeitserklärung veröffentlicht (den LInk anklicken, dann bis zu „Selbstverständnis > V. Abgrenzung“ scrollen..
Der im Rahmen der Reihe „Echtes Leben“ ausgestrahlte Bericht war erstaunlich orurteilsfrei und objektiv und dürfte bei dem einen oder anderen Zuschauer das Interesse geweckt haben, sich einmal näher mit den Göttern seiner Vorfahren zu beschäftigen.
Detlef